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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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110 Kapitel 4<br />

o<strong>der</strong> zur Miete von Pferden o<strong>der</strong> Kutschen notwendig sind, und sie erhält ihrerseits<br />

einen hohen Gewinn aus den Gebühren für die Beför<strong>der</strong>ung. <strong>Die</strong> Post ist<br />

wahrscheinlich die einzige kaufmännische Einrichtung, wie ich glaube, die eine<br />

Regierung, gleich welcher Art, mit Erfolg betrieben hat. Das Kapital, das sie<br />

vorstrecken muss, ist nicht sehr groß, <strong>der</strong> Geschäftsvorgang ist schlicht und einfach<br />

und die Erträge sind nicht nur sicher, sie gehen auch laufend ein.<br />

(Smith 1789: 697)<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde die Post jedoch zunehmend als Infrastruktursystem<br />

betrachtet. Exemplarisch hierbei sind die Einführung <strong>der</strong><br />

britischen Penny-Post, bei <strong>der</strong> zum ersten Mal »Tarifeinheit im Raum«<br />

praktiziert wurde, und die tarifpolitischen Verän<strong>der</strong>ungen innerhalb <strong>der</strong> US-<br />

Post nach dem Sezessionskrieg. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> letztgenannten Entwicklung<br />

ließ sich eine zunehmende Verschlechterung <strong>der</strong> finanziellen Position<br />

<strong>der</strong> Post auf Grund <strong>der</strong> wachsenden Bedeutung von Infrastruktur-<br />

Funktionen beobachten.<br />

Wie in Schnei<strong>der</strong> (1999) gezeigt, wurde <strong>der</strong> frühe Telegraf in keinem Land<br />

in seiner Initialphase als funktionelles Äquivalent zum Postsystem gesehen<br />

und nirgendwo wurde er institutionell auch dementsprechend behandelt.<br />

<strong>Die</strong> ersten Telegrafensysteme in Deutschland und Frankreich konnten<br />

trotz des großen Aufwandes, <strong>der</strong> damals damit verbunden war, nur deshalb<br />

errichtet werden, weil sie von hoher Bedeutung als militärische und polizeiliche<br />

Kommunikationsmittel waren und auch ausschließlich als solche wahrgenommen<br />

wurden. Das Problem <strong>der</strong> Ressourcenmobilisierung war insofern<br />

vollkommen an<strong>der</strong>s gelagert als bei rein zivilen Einrichtungen. Wie schon<br />

häufig in <strong>der</strong> Geschichte fungierte auch hier das Kriegs- und Militärwesen<br />

als ein kulturrevolutorischer Variations- und Selektionsmechanismus (Basalla<br />

1988: 135–168). <strong>Die</strong>se immensen Investitionen für die ersten optischen<br />

Telegrafenlinien ließen sich nur deshalb rechtfertigen, weil sie zunächst <strong>der</strong><br />

Verteidigung <strong>der</strong> noch stark gefährdeten französischen Revolution dienten<br />

(Flichy 1994: 25). Der weitere Ausbau des Telegrafen wurde schließlich dadurch<br />

legitimiert, dass er auf Napoleons Eroberungsfeldzügen als wirksame<br />

Unterstützungslogistik eingesetzt werden konnte. Insofern hatte <strong>der</strong> Wahrnehmungsfokus<br />

<strong>der</strong> Telegrafie als exklusiv militärisches Instrument zwei<br />

wichtige Wirkungen: Er vereinfachte einerseits das Problem <strong>der</strong> Ressourcenmobilisierung,<br />

an<strong>der</strong>erseits schloss er eine private beziehungsweise zivile<br />

Nutzung dieser Technik von vornherein aus.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war Telegrafie in fast allen untersuchten<br />

Län<strong>der</strong>n als Militärinstrument bekannt. Auch in England wurde optische<br />

Telegrafie »hauptsächlich mit kriegerischen Absichten identifiziert« (Kings-

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