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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 267<br />

hatte das 1923 eingeführte »budget annex« zu einer buchhalterischen Trennung<br />

vom allgemeinen Staatshaushalt geführt und dadurch längerfristigere<br />

Investitionsprojekte ermöglicht. Jedoch wurde hierdurch, an<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong><br />

Reichspost, kein separates Unternehmensvermögen geschaffen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite muss allerdings auch gesehen werden, dass die DGT während<br />

<strong>der</strong> 70er-Jahre durch unorthodoxe Finanzierungsmaßnahmen ihre Investitionsautonomie<br />

bedeutend vergrößerte.<br />

Parteien und Parlament<br />

Auch bezüglich des partei-parlamentarischen Bereichs herrscht in <strong>der</strong> Literatur<br />

weitgehend Einigkeit, dass sowohl das Parlament als auch die Parteien in<br />

Frankreich eine <strong>der</strong> Exekutive stark untergeordnete Rolle spielen. Anthony<br />

King (1990: 221) sieht das französische Parlament in noch stärkerem Maße<br />

von <strong>der</strong> Exekutive dominiert als das britische. Aus dem »navette«-System<br />

zwischen Nationalversammlung und Senat folgt zwangsläufig ein größeres<br />

parlamentarisches Vetopotential als im britischen System. Der Senat kann<br />

Gesetzesvorlagen <strong>der</strong> Assemblée Nationale än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> sogar zurückweisen.<br />

Bei Gesetzgebungsprozessen müssen beide Vorlagen mit gleichem<br />

Wortlaut verabschiedet werden. Gelingt dies nicht, werden die Texte einem<br />

Pendelverkehr gleich bis zu drei Mal hin- und hergeschickt (»navette«) und,<br />

falls erfor<strong>der</strong>lich, einem Entwicklungsausschuss unterbreitet (Tsebelis/Money<br />

1997). Das letzte Wort hat allerdings die Assemblée, und schließlich<br />

sitzt auch in Frankreich die Regierung am längeren Hebel.<br />

Für diese Einschätzung ist auch von Bedeutung, dass die Nationalversammlung<br />

nach <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> Fünften Republik nur noch über gestutzte<br />

Kompetenzen verfügt. <strong>Die</strong> Möglichkeit, die Regierung durch ein<br />

Misstrauensvotum zu stürzen und die Appellationskompetenzen wurden<br />

eingeschränkt; <strong>der</strong> Premier wird nicht von <strong>der</strong> Nationalversammlung gewählt,<br />

son<strong>der</strong>n erbittet erst nach <strong>der</strong> Ernennung durch den Präsidenten das<br />

Vertrauen <strong>der</strong> Nationalversammlung; die Assemblée verfügt nur über enummerierte<br />

Gesetzgebungsbefugnisse, wobei die Regierung in den übrigen Bereichen<br />

über Verordnungen gesetzgeberisch tätig werden kann; im parlamentarischen<br />

Gesetzgebungsprozess kann die Regierung die Tagesordnung<br />

des Parlaments bestimmen und je<strong>der</strong>zeit Abstimmungen über ein Gesetz<br />

verlangen, Gesetzesvorlagen zurückweisen und unter bestimmten Bedingungen<br />

über Gesetze sogar im Eilverfahren abstimmen lassen. Darüber hinaus<br />

spielen parlamentarische Unterausschüsse eine wesentlich geringere<br />

Rolle als in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Hieraus lässt sich schließen, dass im französi-

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