07.01.2013 Aufrufe

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

244 Kapitel 6<br />

vertreten wurden. Der BDI konnte wegen interner Konflikte zwischen nutzer-<br />

und status-quo-orientierten (im Zentralverband Elektrotechnik- und<br />

Elektroindustrie [ZVEI] organisierten) Herstellerinteressen keine allzu pointierten<br />

Nutzerfor<strong>der</strong>ungen stellen. Dagegen musste <strong>der</strong> DIHT als nationaler<br />

Verband <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammern – traditionell immer <strong>der</strong> wichtigste<br />

Vertreter geschäftlicher <strong>Telekommunikation</strong>sanwen<strong>der</strong> – als territoriale<br />

Komponente <strong>der</strong> bundesdeutschen Verbandsstruktur beson<strong>der</strong>s die Infrastrukturfunktion<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> betonen (Grande 1989). Ähnliche<br />

Interessen vertraten übrigens auch die Bundeslän<strong>der</strong>, die sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

für eine gleichmäßige Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit <strong>Telekommunikation</strong>sdiensten<br />

stark machten.<br />

Der VDMA, selbst Mitgliedsverband des BDI, war <strong>der</strong> einzige einigermaßen<br />

einflussreiche Vertreter von Nutzer- und Herstellerinteressen, <strong>der</strong> auf<br />

vergleichsweise radikale Än<strong>der</strong>ungen zielte. <strong>Die</strong> wichtigsten Akteure hier<br />

waren die vorwiegend aus <strong>der</strong> Computerbranche stammenden Hersteller. Sie<br />

erhofften sich durch eine weit gehende Liberalisierung den Zutritt zu Milliardenmärkten<br />

(IBM und Nixdorf) und wurden in ihrem Anliegen vom<br />

VDMA vertreten.<br />

Für die Parteien war <strong>Telekommunikation</strong> zu jener Zeit noch ein Randgebiet.<br />

Traditionell blieb dieser Bereich politisch auf Gebührenfestlegung beschränkt<br />

und ist nur selten zum Gegenstand allgemeiner wirtschafts- und<br />

ordnungspolitischer Fragen gemacht worden. Zwar müsste man annehmen,<br />

dass die marktliberale Wende-Programmatik des konservativ-liberalen Regierungsbündnisses<br />

wichtige Zielvorgaben für eine <strong>Telekommunikation</strong>sreform<br />

hätte bieten können − immerhin hatte die neue Kohl-Regierung in ihrer<br />

Regierungserklärung vom Oktober 1982 angekündigt, den Staat auf seine<br />

ursprünglichen und wirklichen Aufgaben zurückzuführen. Dass damit schon<br />

gemeint war, die <strong>Telekommunikation</strong> als Staatsaufgabe zur Disposition zu<br />

stellen, dürfte jedoch fraglich sein. Innerhalb <strong>der</strong> Regierungskoalition wurden<br />

solche For<strong>der</strong>ungen allenfalls von Teilen <strong>der</strong> FDP vertreten. In <strong>der</strong><br />

CDU/CSU-Fraktion waren selbst bescheidene Marktöffnungen bei den<br />

<strong>Die</strong>nsten umstritten, und sogar <strong>der</strong> eher liberal gesinnte CDU-Postminister<br />

Christian Schwarz-Schilling zeigte bis Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre nur wenig Interesse<br />

an einer Liberalisierungsinitiative (Grande 1989: 206; Werle 1990:<br />

324). Wichtiger als Reformen in <strong>der</strong> Individualkommunikation waren für<br />

ihn Öffnungen im Bereich <strong>der</strong> elektronischen Massenmedien, die er mit einer<br />

forcierten Breitbandverkabelung unterstützen wollte. Letztlich hätten radikale<br />

Liberalisierungsschritte Möglichkeiten <strong>der</strong> medienpolitischen Indienstnahme<br />

<strong>der</strong> Bundespost auch eher geschwächt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!