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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 281<br />

die Geheimabstimmung im Jahre 1988 auf Spezialgesetze eingeschränkt<br />

wurde.<br />

Da die mit <strong>der</strong> Machtdispersion verbundene Vielzahl von Vetopositionen<br />

im italienischen Parlament tendenziell zu Entscheidungsunfähigkeit geführt<br />

hätte, eröffneten die italienischen Verfassungsgeber mit Artikel 72 <strong>der</strong><br />

Constitutizione zumindest für weniger wichtige Gesetze die Möglichkeit eines<br />

Schnellverfahrens, das seit langem bei fast allen Gesetzen Anwendung<br />

findet. Nach diesem Verfahren können kleinere Gesetzgebungsmaßnahmen<br />

von den zuständigen parlamentarischen Ausschüssen direkt verabschiedet<br />

werden. Hierfür gelten jedoch spezifische Abstimmungsregeln, die <strong>der</strong> Opposition<br />

wie<strong>der</strong>um starke Vetopotenziale in die Hand geben. Da in einem<br />

solchen Kontext jedes Oppositionsgrüppchen die gesamte Parlamentsarbeit<br />

lahm legen könnte, haben die Italiener politische Mechanismen entwickelt,<br />

um möglichst viele Parteien in Entscheidungsprozesse einzubinden. Für David<br />

Hine (1993: 178) eröffnete dies <strong>der</strong> Opposition enorme Vetomöglichkeiten:<br />

… it could, if it so desired, choke the work of the whole chamber by demanding<br />

that all legislation be subject to the full legislative procedure. It also facilitates<br />

what has often been regarded as undesirable collusion between government and<br />

opposition.<br />

Eine dieser Strategien war die Bildung »übergroßer Koalitionen« (Mershon<br />

1994), eine an<strong>der</strong>e die Anwendung eines Proporzsystems bei <strong>der</strong> Vergabe<br />

von Leitungspositionen in den Parlamentsausschüssen. <strong>Die</strong>ser Prozess <strong>der</strong><br />

konsensualen Oppositionseinbindung wird in Italien auch »trasformismo«<br />

genannt. Schließlich gibt es noch den »consociativismo«, <strong>der</strong> die informelle<br />

Einbeziehung wichtiger gesellschaftlicher Interessen bedeutet.<br />

Insgesamt führte dies dazu, dass das italienische Parlament in geringerem<br />

Maße durch die politische Exekutive kontrolliert werden kann, als dies in<br />

den übrigen europäischen Län<strong>der</strong>n und Japan <strong>der</strong> Fall ist. An<strong>der</strong>erseits ist<br />

das Parlament auf Grund <strong>der</strong> Vielzahl seiner Vetopositionen nur unter großen<br />

Schwierigkeiten in <strong>der</strong> Lage, vor allem solche Gesetze zu verabschieden,<br />

in denen etablierte Interessen verletzt werden. Dass <strong>der</strong> legislative Ausstoß<br />

trotz <strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Staatsaufgaben seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

von durchschnittlich 460 Gesetzen (Ende <strong>der</strong> 40er-Jahre) auf kaum mehr als<br />

200 Gesetze (70er-Jahre) zusammengeschmolzen ist, ist vor diesem Hintergrund<br />

nicht zufällig. Gleichzeitig gab es einen dramatischen Anstieg von<br />

Dekretgesetzen, die direkt von <strong>der</strong> Regierung erlassen werden, vom Parlamentsplenum<br />

innerhalb von sechzig Tagen aber bestätigt werden müssen.

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