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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konvergente Evolution und strukturelle Stabilität 129<br />

Seite kam aber auch die Vernachlässigung von Infrastrukturfunktionen<br />

durch die Privatmonopolisten dazu, die beim Streckenausbau auf staatliche<br />

o<strong>der</strong> gesamtwirtschaftliche Bedürfnisse keine Rücksicht nahmen. Aus einzelwirtschaftlichem<br />

Kalkül heraus konzentrierten diese sich nur auf die verkehrsintensivsten<br />

und ertragreichsten Strecken.<br />

<strong>Die</strong> Monopolisierungszwänge verstärkten sich im Laufe <strong>der</strong> Systementwicklung.<br />

Vor allem nach den Übergängen von <strong>der</strong> Telegrafie zum handvermittelten<br />

Telefon und anschließend zur automatischen Vermittlung nahm<br />

<strong>der</strong> Monopolisierungsdruck dramatisch zu. Telegrafie war noch eine einfache<br />

Technik, die vergleichsweise geringe Kapitaleinsätze erfor<strong>der</strong>te (Thomas<br />

1995: 144). Darüber hinaus waren die Telegrafenstationen untereinan<strong>der</strong><br />

nur lose gekoppelt. Da die Vermittlung noch von Hand erfolgte, lag die<br />

Telegrafie jeweils unter <strong>der</strong> Kontrolle einzelner Telegrafenstationen, welche<br />

die Nachrichten, abhängig von ihrer lokalen Arbeitsbelastung, früher o<strong>der</strong><br />

später weitergaben (serielle Kooperation). <strong>Die</strong> Telefonsysteme waren dann<br />

bereits größer und auch dichter vernetzt, denn es wurden nicht nur Vermittlungszentralen<br />

untereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch Haushalte mit den Zentralen<br />

vernetzt. In Bezug auf den Kapitaleinsatz war sowohl die Telegrafie als<br />

auch die handvermittelte Telefonie noch eine Leichtindustrie. <strong>Die</strong> einfachen<br />

Apparate wie auch die vorwiegend oberirdischen Leitungen waren noch<br />

wenig kapitalintensiv. Auch die Wegerechtsproblematik war in <strong>der</strong> ersten<br />

Telefonphase von untergeordneter Bedeutung. Mit steigen<strong>der</strong> Vernetzungsdichte,<br />

zunehmen<strong>der</strong> Verlegung von Untergrund- und Doppeldrähten und<br />

wachsen<strong>der</strong> Automatisierung erhöhte sich nicht nur die Kapitalintensität,<br />

son<strong>der</strong>n auch die »Kopplungsintensität« (Perrow 1989) des Systems.<br />

<strong>Die</strong> in <strong>der</strong> Telegrafie und handvermittelten Telefonie vorherrschende serielle<br />

Kooperation verwandelte sich durch die Selbstwahl in eine synchrone<br />

Kooperation, was zu ganz neuen Koordinationsproblemen führte. Eingebaute<br />

»menschliche« Puffer, wie sie in <strong>der</strong> Telegrafie in Form von Zwischenspeicherung<br />

und in <strong>der</strong> handvermittelten Telefonie über serielle Abarbeitung<br />

von Vermittlungen existierten, führten dazu, dass Belastungsspitzen<br />

zeitlich nicht ausgeglichen werden konnten. Durch die Selbstwahl bildeten<br />

sich die Systemanfor<strong>der</strong>ungen synchron aus unzähligen Mikroentscheidungen<br />

heraus. Um Überlastungsspitzen zu vermeiden, mussten die Systembetreiber<br />

bestimmte Vorhaltekapazitäten und Redundanzen schaffen, die<br />

gewährleisteten, dass das Netz bei einer synchronen Vollauslastung nicht<br />

plötzlich zusammenbrach. <strong>Die</strong>s erzeugte wie<strong>der</strong>um das Folgeproblem,<br />

gleichzeitig Redundanz (Wahrscheinlichkeit, einen Anschluss zu erhalten)<br />

und Effizienz (Ökonomisierung <strong>der</strong> Vermittlungskapazität) zu optimieren.

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