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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 229<br />

Der Zugang zu solchen Netzwerken ist für die jeweiligen Ministerien neben<br />

den üblichen rechtlichen und finanziellen Ressourcen ein wichtiges<br />

Mittel, um Loyalität zu belohnen und Anreize für leistungsfähigen Nachwuchs<br />

zu bieten (Lehmbruch 1995). Gleichzeitig eröffnen diese Netzwerke<br />

auch wichtige Informationskanäle, die für Formulierung und Implementation<br />

von Politiken unabdingbar sind (Aoki 1988). Jedes Ministerium steht somit<br />

unter ständigem Druck, sein Reservoir für <strong>der</strong>artige Posten zu vergrößern,<br />

zumindest aber zu stabilisieren. <strong>Die</strong> eifersüchtige Verteidigung von Domänen<br />

und Jurisdiktionen − oft auch ohne Rücksicht auf allgemeine gesellschaftliche<br />

Effekte − erklärt sich somit aus rationalem Kalkül, obwohl es daneben<br />

auch plausible kulturelle Erklärungen gibt (Pye 1989; Lehmbruch 1995).<br />

Der Konflikt zwischen MPT und MITI um Formulierungen in den Reformgesetzen<br />

erklärt sich somit aus <strong>der</strong> Gefahr, die dem MPT durch ein<br />

mögliches Zusammenschmelzen von Amakudari-Positionen drohte, wozu<br />

<strong>der</strong> gesamte telekommunikations-industrielle Komplex (NTT, KDD und ihre<br />

Firmenfamilie) gehört. Ferner spielte auch das Bestreben eine Rolle, in<br />

<strong>der</strong> ministeriellen Hierarchie von einem politisch kolonisierten Unterklasse-<br />

Ministerium in ein Mittel- o<strong>der</strong> Oberklasseministerium aufzusteigen, wodurch<br />

dann auch bessere Hochschulabsolventen zu erwarten waren. <strong>Die</strong>s ist<br />

dem MPT durch die Reform zum großen Teil auch gelungen (Gow 1991).<br />

Trotz <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Parteipolitik scheint die Bürokratie in politischen<br />

Entscheidungsprozessen immer noch die einflussreichste Position zu<br />

besitzen. <strong>Die</strong> meisten Gesetze werden von ihr formuliert, auch wenn <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> regierungsinitiierten Gesetze und <strong>der</strong>en Erfolgsquote in den letzten<br />

Jahren leicht zurückgegangen sind (Pempel 1987). Wird ein neues Gesetz<br />

eingebracht, findet zunächst ein umständlicher Konsensbildungsprozess<br />

statt. Dabei wird vorweg geklärt, ob mit <strong>der</strong> neuen Politik unter Umständen<br />

die Zuständigkeitsbereiche an<strong>der</strong>er Ministerien verletzt werden. Darüber<br />

hinaus werden mögliche For<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Einwände <strong>der</strong> Wirtschaft geprüft.<br />

<strong>Die</strong> eigenen Interessenpositionen werden somit in einer Kombination aus<br />

»negativer Koordination« (Scharpf 1996, 2000: 192–195) und positiven Aushandlungsprozeduren<br />

abgesichert. Mit <strong>der</strong>artigen Abstimmungsprozessen<br />

werden gleichzeitig auch die Interaktionen mit Interessengruppen strukturiert,<br />

da diese sich normalerweise an die oben skizzierte Domänensegmentierung<br />

halten.<br />

Neben den informellen Institutionen bietet die japanische Gesellschaft<br />

für die Koordination von Wirtschaft, Bürokratie und Parteienpolitik auch<br />

ein reichhaltiges formelles Reservoir. Tatsuro Hanada (1990: 508) beschreibt<br />

dies im Bereich <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>spolitik so:

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