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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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208 Kapitel 6<br />

Interessenstruktur<br />

<strong>Die</strong> Existenz starker Reforminteressen hat mehrere Gründe. Der Ursprung<br />

<strong>der</strong> ausgesprochen starken Reforminteressen lässt sich auf mehrer Faktoren<br />

zurückführen. In Großbritannien herrschte eine große Unzufriedenheit mit<br />

den Leistungen des <strong>Telekommunikation</strong>ssystems. <strong>Die</strong>s rührte einerseits daher,<br />

dass wesentliche Nutzerinteressen (vor allem im Finanzbereich) hier viel<br />

anspruchsvoller waren als in den kontinentaleuropäischen Län<strong>der</strong>n (hohe<br />

Bankendichte!). Ferner war auch die Datenkommunikation im Großbritannien<br />

<strong>der</strong> 70er-Jahre viel weiter entwickelt. Jill Hills (1986: 90) unterstreicht,<br />

dass Großbritannien Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre in Europa die größten Computerkapazitäten<br />

besaß und zudem den zentralsten westeuropäischen Knoten im<br />

internationalen Telefon- und Datennetzwerk jener Zeit darstellte. Viele europäische<br />

und interkontinentale Mietleitungen verliefen damals über Großbritannien,<br />

was natürlich wirtschaftshistorische Gründe hat (traditionelle<br />

Bindungen zwischen Großbritannien und den USA, Kanada und Australien).<br />

Schließlich haben viele multinationale Unternehmen und Finanzinstitutionen<br />

ihr Hauptquartier in London. Vor diesem Hintergrund ist auch verständlich,<br />

warum diverse telematische <strong>Die</strong>nste in Großbritannien früher als<br />

in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n eingeführt wurden (Thomas/Miles 1989).<br />

Verbunden mit dem relativ schlechten technischen Zustand des britischen<br />

Netzes in dieser Zeit führte <strong>der</strong> höhere Bedarf dazu, dass die Kritik an den<br />

Leistungen ihres <strong>Telekommunikation</strong>ssystems deutlich stärker war als in<br />

Deutschland o<strong>der</strong> Frankreich. Im Visier stand nicht nur die mangelnde Verlässlichkeit<br />

und Effizienz, son<strong>der</strong>n auch die äußerst restriktive Endgerätepolitik,<br />

in <strong>der</strong> die Post Office selbst bei Nebenstellenanlagen, die in Deutschland<br />

schon seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende auf Privatmärkten beschafft wurden,<br />

immer noch technische Argumente (Netzintegrität) gegen eine liberale Zulassung<br />

ins Feld führte.<br />

Natürlich sind Problemdruck o<strong>der</strong> diffuse Unzufriedenheit als Auslöser<br />

für institutionelle Reformen nicht ausreichend. <strong>Die</strong>se müssen sich über das<br />

kollektive Handeln von Akteuren artikulieren. Beide Bedingungen waren in<br />

Großbritannien gegeben. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Unzufriedenen war nicht nur groß,<br />

diese waren auch gut organisiert. Insbeson<strong>der</strong>e die kommerziellen Großanwen<strong>der</strong>,<br />

die vielleicht wichtigsten Proponenten <strong>der</strong> Reform, hatten sich mit<br />

<strong>der</strong> TMD schon in den 70er-Jahren eine aktive und wirksame Organisation<br />

geschaffen. <strong>Die</strong>se Vereinigung bildete zunächst eine Abteilung des allgemeinen<br />

Handelsverbandes und wurde später von TMD (»Division«) in Telecommunications<br />

Managers Association (TMA) umbenannt. Zu Beginn <strong>der</strong>

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