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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 305<br />

Fachveröffentlichungen <strong>der</strong> ITU, beispielsweise im Journal Telegraphique<br />

und später dem Journal of Telecommunications, wurde intensiv über die<br />

Situation in den einzelnen Län<strong>der</strong>n berichtet. Darüber hinaus wurde in diesem<br />

Sektor schon ab Mitte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts eine differenzierte statistisch-vergleichende<br />

Berichterstattung betrieben, wie die ITU und AT&T<br />

Statistiken und seit den 60er-Jahren auch die internationalen Fernsprechstatistiken<br />

<strong>der</strong> Firma Siemens beweisen.<br />

Schließlich fanden zwischen den nationalen Verwaltungen und den jeweiligen<br />

parlamentarischen Fachausschüssen häufig Län<strong>der</strong>visiten und Studienreisen<br />

statt. Bemerkenswert ist, dass bei den meisten parlamentarischen<br />

und gouvernementalen Untersuchungen des <strong>Telekommunikation</strong>sbereichs<br />

(etwa bei Gesetzgebungsprojekten) internationale Vergleiche angestellt wurden.<br />

Zu je<strong>der</strong> Zeit gab es Musterlän<strong>der</strong>, die vorbildliche Tarifsysteme, Finanzierungsstrukturen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e institutionelle Vorteile aufweisen konnten.<br />

Innovationen, wie beispielsweise die Abkehr von <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Pauschaltarifierung zu differenzierteren Abrechungssystemen wie »Grundgebühr<br />

plus Gesprächsgebühren«, o<strong>der</strong> die Beteiligung <strong>der</strong> Telefonabonnenten<br />

an <strong>der</strong> Finanzierung des Netzausbaus mittels Telefonanleihen, breiteten<br />

sich über Imitations- und Diffusionsbeziehungen aus. Selbst die periodisch<br />

ausbrechende Diskussion über die Vor- und Nachteile von Verstaatlichung<br />

zog international immer sehr weite Kreise.<br />

Obwohl viele <strong>Transformation</strong>en sich letztlich auf Imitation und »Lernen<br />

von an<strong>der</strong>en« zurückführen lassen, war – gemessen am Lernpotential – das<br />

Lernen eher eine Ausnahme. <strong>Die</strong> Regel war, dass die Län<strong>der</strong> trotz »besseren<br />

Wissens« ihren traditionellen Regelstrukturen verhaftet blieben. <strong>Die</strong>s ist erstaunlich,<br />

da zwischen den nationalen Systemen zum Teil gravierende<br />

Leistungsunterschiede bestanden und dies auch allgemein bekannt war. Insofern<br />

stellt sich die Frage, warum es beispielsweise trotz des international<br />

verbreiteten Wissens über die Überlegenheit des US-Systems langfristig<br />

nicht zu einer Annäherung an die amerikanische Regelstruktur kam.<br />

Aus einer allgemeinen Perspektive betrachtet bedeutet dies, dass selbst<br />

eine internationale Sichtbarkeit von Performanzunterschieden und das nationale<br />

Wissen um Performanzmängel <strong>der</strong> eigenen Regelungsstruktur noch<br />

keine hinreichenden Gründe darstellen, nationale institutionelle Strukturen<br />

zu reformieren. In <strong>der</strong> Regel wurde die Nichtübertragbarkeit immer mit einer<br />

Reihe spezifischer Bedingungen <strong>der</strong> amerikanischen Situation begründet.<br />

We<strong>der</strong> Verdrängungswettbewerb noch Imitationschancen hatten daher langfristig<br />

zu einer Art »Aufwärtskonvergenz« institutioneller Arrangements geführt.<br />

Wie ist diese strukturelle Trägheit zu erklären? Wieso blieben sogar

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