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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 55<br />

Pfadabhängigkeiten in Ökonomie und Politikwissenschaft werden in <strong>der</strong><br />

Regel auf eine positive historische Rückkopplung zurückgeführt (Arthur<br />

1997; Pierson 2000). Betrachtet man diesen Zusammenhang genauer, dann<br />

stellt man fest, dass sich dahinter sehr unterschiedliche Mechanismen verbergen,<br />

je nachdem ob sie auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Selektion o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Variation<br />

auftreten. <strong>Die</strong> im Anschluss an Arthur (1990, 1997) diskutierte Entwicklung<br />

ist ein Prozess, in dem positive Rückkopplung die Wahrscheinlichkeit eines<br />

Pfades erhöht, positiv selektiert zu werden. Am Beispiel <strong>der</strong> von David<br />

(1985) diskutierten Standardsetzung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich<br />

Anwen<strong>der</strong> freiwillig für einen bestimmten Standard entscheiden mit <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>, die diese Norm anwenden. <strong>Die</strong>ser Mechanismus operiert<br />

somit ausschließlich selektionsseitig.<br />

Daneben ist historische Strukturierung jedoch auch über die Variationsseite<br />

wirksam, wenn bestimmte physikalische, technische und sogar kulturelle<br />

Restriktionen (zum Beispiel die einer bestimmten Programmiersprache),<br />

die den Formen inhärent sind, die Variation für die weiteren Evolutionsschritte<br />

beschränken. Relevant in diesem Zusammenhang ist die Theorie <strong>der</strong><br />

additiven Typogenese, nach <strong>der</strong> neue biologische Organisationsformen nicht<br />

durch gleichzeitige Än<strong>der</strong>ung aller betroffenen Organisationsmerkmale entstehen,<br />

son<strong>der</strong>n sich sequentiell durch Ersatz o<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung einzelner<br />

Merkmale nach und nach herausbilden. Solche allmählich entstehenden<br />

Systemzusammenhänge schränken die Variabilität <strong>der</strong> einzelnen Komponenten<br />

zunehmend ein. Es entstehen strukturelle Notwendigkeiten.<br />

Ein weiteres Konzept, das eine spezifische evolutionäre Strukturierungswirkung<br />

betont, ist von <strong>der</strong> Vorstellung einer »konvergenten« o<strong>der</strong> »parallelen«<br />

Evolution inspiriert. Hiermit sind analoge Prozesse – im Gegensatz zur<br />

Homologie – gemeint, bei denen sich Struktur- und Formähnlichkeiten nicht<br />

aus stammesgeschichtlicher Verwandtschaft als Vererbung herleiten, son<strong>der</strong>n<br />

Ergebnis einer unabhängigen Entwicklung unterschiedlicher Strukturen<br />

in ähnlichen Anpassungskontexten sind. Selbst auf sehr unterschiedlichen<br />

»Grundbauplänen« basierende Strukturen können sich einan<strong>der</strong> annähern,<br />

wenn sie in die Lage versetzt werden, weitgehend identische Funktionen zu<br />

erfüllen. Erklärt wird dies hauptsächlich durch einen gleichgerichtet hohen<br />

Selektionsdruck.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Erklärung von relativer Konvergenz verweist auf strukturelle<br />

Formrestriktionen, die bereits durch physikalische Zwänge entstehen. Wie<br />

<strong>der</strong> Paläontologe Niles Eldredge (1991: 26) betont, werden durch konvergente<br />

Evolution die Grenzen <strong>der</strong> funktionell sinnvollen Gestaltung von<br />

Formen deutlich: Manchmal gibt es nur wenige, manchmal auch nur eine

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