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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 261<br />

gen zwischen den Gewerkschaften und den Linksparteien ergeben, dadurch<br />

umschifft wurden, dass man die Gewerkschaften mittels einer gewaltigen<br />

»ingénierie politique« (Cohen 1992) in den Reformprozess einbezog. Von<br />

<strong>der</strong> militanten CGT wurde dieses Verfahren jedoch als rein »symbolisch«<br />

abgelehnt. Insgesamt war diese Integrationsstrategie jedoch erfolgreich. <strong>Die</strong><br />

größte Überzeugungskraft hatten dabei jeweils Verweise auf europäische<br />

Zwänge, aus welchen sich auch die französische <strong>Telekommunikation</strong> langfristig<br />

nicht befreien könne.<br />

Als Fazit dieser interessenstrukturellen Betrachtung ist festzuhalten, dass<br />

Verwaltung, Industrie, Gewerkschaften und Nutzer lange Zeit dem Status<br />

quo verhaftet waren. Dass sich in den späten 80er-Jahren doch eine Allianz<br />

für mo<strong>der</strong>aten Wandel formierte, lag letztlich am Strategiewechsel <strong>der</strong> französischen<br />

Bürokratie. Spätestens nach den ersten Liberalisierungsmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> EG (Grünbuch, Endgeräte- und <strong>Die</strong>nsterichtlinie) betrachtete man<br />

in Frankreich diese beschränkten institutionellen Reformmaßnahmen als<br />

notwendige Anpassungsmanöver. In unserem einfachen Präferenzschema<br />

bedeutet dies eine <strong>Transformation</strong> <strong>der</strong> Interessenstruktur von einer dominanten<br />

Status-quo-Orientierung zu einer zentristischen, an mo<strong>der</strong>aten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

orientierten Struktur.<br />

<strong>Die</strong> spezifischen Hürden des doch realisierten Reformprozesses sieht<br />

Cohen (1992: 267) darin, dass es von Seiten <strong>der</strong> sozialistischen Regierung<br />

ausgesprochen schwierig war, eine Reform zu lancieren, die innerhalb <strong>der</strong><br />

eigenen Partei umstritten war, gegen das hervorragende öffentliche Image<br />

<strong>der</strong> DGT zielte, gegen die Interessen von 450.000 Beschäftigten gerichtet<br />

war und nur von rund 7.000 Führungskräften <strong>der</strong> DGT, aber seltsamerweise<br />

nicht von den Unternehmern unterstützt wurde.<br />

Institutionelle Verankerung<br />

<strong>Die</strong> institutionelle Verankerung des traditionellen <strong>Telekommunikation</strong>smonopols<br />

in Frankreich liegt zwischen den deutschen und amerikanischen<br />

Extrempunkten mit Großbritannien und Italien etwa in <strong>der</strong> Mitte. Wie oben<br />

gezeigt, war das Staatsmonopol beim optischen Telegrafen schon in den<br />

30er-Jahren des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gesetzlich festgelegt und durch äußerst drastische<br />

Sanktionen abgesichert worden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite war die Monopolposition<br />

des Staates aber nie in dem Sinne exklusiv formuliert worden,<br />

dass nur die Staatsverwaltung selbst <strong>Telekommunikation</strong>snetze betreiben<br />

durfte. Bereits in das erste Gesetz war die Möglichkeit aufgenommen worden,<br />

private Betreiber zu autorisieren. Schließlich war auch Claude Chappes

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