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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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242 Kapitel 6<br />

Interessenstruktur<br />

Ein wichtiger Unterschied zur britischen Reformsituation bestand darin,<br />

dass die performanzbezogenen Verän<strong>der</strong>ungsinteressen, ähnlich wie in Japan<br />

und den USA, nur randständig waren. Sowohl die allgemeine Bevölkerung<br />

als auch die Wirtschaft waren mit den Leistungen des bundesdeutschen<br />

<strong>Telekommunikation</strong>ssystems im Allgemeinen zufrieden. <strong>Die</strong> wenigen Kritiker<br />

<strong>der</strong> Bundespost waren politische Außenseiter. <strong>Die</strong> Verän<strong>der</strong>ungsinteressen<br />

beschränkten sich im Wesentlichen auf zwei Positionen: Zum einen gab<br />

es jene, die in die Bereiche einbrechen wollten, die bislang noch durch das<br />

Fernmeldemonopol abgesichert und durch die technische Entwicklung und<br />

das Netzwachstum attraktiv wurden, zum an<strong>der</strong>en jene, die ihre Handlungsautonomie<br />

durch den regulativen Rahmen des Monopols beschnitten sahen.<br />

Natürlich gab es auch in <strong>der</strong> Bundesrepublik eine permanente Kritik an<br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Fernmeldegebühren. Vor allem in den 70er-Jahren waren die<br />

Preise mehrmals kräftig erhöht worden. Langfristig betrachtet war <strong>der</strong> deutsche<br />

Fernmeldegebührenindex jedoch ständig gesunken (Werle 1990: 217).<br />

Auch die Finanzlage <strong>der</strong> Bundespost hatte sich ab Mitte <strong>der</strong> 70er-Jahre wesentlich<br />

verbessert. Bis in die frühen 80er-Jahre hinein gab es daher, im<br />

Kontrast zu den 60er-Jahren, in denen hohen Verluste organisatorische Reforminitiativen<br />

auslösten, keine politisch relevante Interessengruppe, die<br />

gravierende Än<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> traditionellen institutionellen Struktur <strong>der</strong><br />

<strong>Telekommunikation</strong> for<strong>der</strong>te.<br />

Aus einer objektiv-technischen Perspektive gab es hierzu auch wenig<br />

Anlass. Das deutsche System war höchst zuverlässig. In den 50er-Jahren war<br />

es in einem raschen Tempo mo<strong>der</strong>nisiert worden. Anfang <strong>der</strong> 80er-Jahre<br />

hatte es einen <strong>der</strong> weltweit höchsten Automatisierungsgrade. Hinzu kam,<br />

dass die Bundespost seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 70er-Jahre eine aktive, angebotsorientierte<br />

Einführungspolitik neuer <strong>Die</strong>nste verfolgte. <strong>Die</strong>s schlug<br />

sich nicht nur in einer relativ hohen Zufriedenheit in <strong>der</strong> allgemeinen Bevölkerung,<br />

son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Wirtschaft nie<strong>der</strong>. Nicht von ungefähr hatten<br />

einige Kritiker <strong>der</strong> britischen <strong>Telekommunikation</strong>spolitik auf das Vorbild<br />

<strong>der</strong> Bundespost verwiesen. Hinzu kam, dass von den riesigen Investitionen<br />

<strong>der</strong> Bundespost in dieser Zeit ein substanzieller Teil <strong>der</strong> Wirtschaft profitierte.<br />

Neben <strong>der</strong> technischen Leistungsfähigkeit war die starke Akzeptanz auch<br />

in dem flexiblen Verhalten des »wohlmeinenden Monopolisten« Bundespost<br />

begründet. An<strong>der</strong>s als in Großbritannien durften private Firmen bereits seit<br />

<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende am Markt für Nebenstellenanlagen partizipieren.

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