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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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228 Kapitel 6<br />

mittel im Parteipatronage-System dienen, sind die Minister in <strong>der</strong> Regel zu<br />

kurz im Amt, als dass sie ihrem Ministerium einen persönlichen Stempel<br />

aufdrücken könnten.<br />

<strong>Die</strong> japanische Regierungsbürokratie ist funktionell in zwölf Hauptministerien<br />

geglie<strong>der</strong>t. Unter den Ministerien selbst herrscht eine ausgeprägte<br />

Statusschichtung, in <strong>der</strong> »ökonomische« Ministerien (Finanzministerium und<br />

MITI), die gegenüber Partei und Wirtschaft die größte Autonomie besitzen,<br />

die »politischen« dominieren. Das Finanzministerium gilt als das prestigereichste<br />

und nimmt etwa jene Stellung ein, die den Finanzministerien in<br />

Großbritannien und Frankreich entspricht. Auch rekrutiert es seinen Nachwuchs<br />

ebenfalls aus <strong>der</strong> Bildungselite, wobei das japanische Pendant zur<br />

»Oxbridge Class« o<strong>der</strong> zu den ENArchen die Absolventen <strong>der</strong> Tokyo University<br />

sind.<br />

Auf den unteren Rängen <strong>der</strong> Statushierarchie befinden sich die »politischen<br />

Ministerien« (Transport, Bau, Post, Innen, Landwirtschaft und Erziehung),<br />

die vorwiegend nach parteipolitischen Kriterien besetzt werden. Von<br />

<strong>der</strong> italienischen »partitocrazia« unterscheidet sich Japan allerdings dadurch,<br />

dass <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Eliteministerien parteipolitisch doch nur schwer<br />

durchdringbar ist. Damit bleibt <strong>der</strong> innere Bereich <strong>der</strong> Staatsbürokratie von<br />

<strong>der</strong> Inbesitznahme durch die Regierungspartei verschont.<br />

Trotz hoher Eigenständigkeit und Kohäsion ist die japanische Bürokratie<br />

in hohem Maße von externen Interessen durchdrungen. <strong>Die</strong> lange Regierungsdauer<br />

<strong>der</strong> LDP und das in <strong>der</strong> japanischen Verwaltung übliche System<br />

<strong>der</strong> Frühpensionierung haben dazu geführt, eine weit verzweigte personelle<br />

Beziehungsstruktur entstanden ist, die Ministerialbürokratie, Regierungspartei<br />

und Großwirtschaft verbindet. Vielen Alumnis gelang nach ihrem Ausscheiden<br />

aus dem öffentlichen <strong>Die</strong>nst ein Quer- o<strong>der</strong> Top-Einstieg in Führungspositionen<br />

von Politik und Wirtschaft (Amakudari). <strong>Die</strong> Top-Einsteiger<br />

(»Fallschirmspringer«) unterhalten weiterhin Kontakt zu ihren ehemaligen<br />

Kollegen, die in <strong>der</strong> Bürokratie nachrücken o<strong>der</strong> in Führungspositionen an<strong>der</strong>er<br />

Gesellschaftsbereiche wechseln (Privatunternehmen, Verbände, Stiftungen,<br />

Forschungsinstitute). Im Unterschied zur italienischen Kolonisierung<br />

durch Parteiapparate scheinen zumindest die gehobenen Ministerien durch<br />

diese Beziehungsnetzwerke in ihrer internen Loyalität nicht beschädigt zu<br />

werden. Das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall: Als Durchlauferhitzer und Verteilstationen<br />

nehmen die Ministerien wichtige strategische Positionen ein, über welche<br />

sich ganze gesellschaftliche Einflusssphären aufbauen. So heißt es beispielsweise,<br />

dass das Finanzministerium insgesamt 19.000 solcher Amakudari-Positionen<br />

kontrolliere (Aoki 1988: 266).

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