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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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280 Kapitel 6<br />

Kongruenz zwischen beiden Kammern wird in <strong>der</strong> Regel ebenfalls über die<br />

Parteiapparate garantiert.<br />

Das Parteiensystem selbst war stark zersplittert und polarisiert. In den hier<br />

relevanten Jahrzehnten waren etwa ein Dutzend Parteien im italienischen<br />

Parlament vertreten. Aus ideologisch-programmatischer Sicht kam jedoch<br />

immer nur ein kleiner Teil für Regierungskoalitionen in Frage. Selbst als<br />

zweitgrößte Gruppierung war die kommunistische Partei Italiens (Partito<br />

Communista Italiano, PCI) in den vergangenen vierzig Jahren an keiner Regierungsbildung<br />

beteiligt. Ferner existierte bis Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre ein<br />

Konsens, die faschistische Movimento Sociale Italiano (MSI) aus Koalitionen<br />

auszuschließen, <strong>der</strong> durch die Berlusconi-Regierung im Frühjahr 1994<br />

jedoch gebrochen wurde.<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Parteien stützten sich auf starke Mitglie<strong>der</strong>basen und beträchtliche<br />

materielle und personelle Ressourcen (Bardi/Morlino 1992: 479–<br />

494). Zudem waren die Parlamentarier von ihren Parteiapparaten in hohem<br />

Maße abhängig. Wahlkandidaturen erfolgten nur auf Parteilisten, und auch<br />

die Wahlkampffinanzierung lief nur über Parteien. Darüber hinaus verfügten<br />

die Abgeordneten, an<strong>der</strong>s als im Bundestag, über keine persönlichen Stäbe.<br />

Bei <strong>der</strong> Mobilisierung von Expertenwissen mussten sie sich auf die Ressourcen<br />

des Parteiapparats stützen. Schließlich ist auch die parlamentarische<br />

Tagesordnung im Wesentlichen von den jeweiligen Parteiführungen bestimmt<br />

worden.<br />

Trotzdem war die Kontrolle <strong>der</strong> Parteien nicht lückenlos. Zu den Faktoren,<br />

welche die interne Disziplin schwächten, gehört zum einen die generell<br />

niedrige programmatische und weltanschauliche Kohäsion <strong>der</strong> Democrazia<br />

Cristiana (Abromeit 1993: 93–94). Zudem spielte immer auch eine Rolle,<br />

dass italienische Parteien wenig Gewicht auf explizite Parteiprogramme legen.<br />

Wahlen sind in Italien generell stark personalisiert und für die einzelnen<br />

Parlamentarier ist es allgemein wichtiger, für die Unterstützung ihres<br />

lokalen Klientels als für die Durchsetzung eines bestimmten Programms zu<br />

sorgen.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s einflussreicher Faktor, <strong>der</strong> lange Zeit die Parteikontrolle<br />

im Parlament unterminierte, war ein geheimes Abstimmungsverfahren, das<br />

bis zur Parlamentsreform im Jahre 1988 bei <strong>der</strong> letzten Lesung von Gesetzen<br />

zwingend war. Hierdurch war es den Abgeordneten möglich, ungestraft<br />

die Fraktionsdisziplin zu durchbrechen. In letzter Konsequenz verfügten<br />

damit sogar Hinterbänkler über einen politischen Hebel, was selbst Mehrheitsregierungen<br />

viele Abstimmungsnie<strong>der</strong>lagen einbrachte. Während <strong>der</strong><br />

80er-Jahre sind hierüber eine ganze Reihe von Regierungen gestolpert, bis

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