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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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218 Kapitel 6<br />

129) sind die Unternehmerinteressen auf sektoraler Ebene bei äußerst starker<br />

Differenzierung nur in geringem Maße integriert.<br />

Wegen <strong>der</strong> starken Stellung <strong>der</strong> Parteienregierung konzentrieren sich die<br />

Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik eindeutig auf den Regierungsbereich.<br />

Hier sind Informationsaustausch und Kooperationsbeziehungen häufig<br />

in Beratungsgremien institutionalisiert (Wootton 1978). Aber an<strong>der</strong>s als<br />

in korporatistischen Län<strong>der</strong>n existieren keine Foren, in denen zentrale Konzertierung<br />

zwischen Regierung, Bürokratie und Interessengruppen möglich<br />

wäre. <strong>Die</strong> Beziehungen zwischen diesen Gesellschaftsbereichen scheinen<br />

eher pluralistisch geprägt zu sein. Angesichts <strong>der</strong> gouvernementalen Machtkonzentration<br />

können selbst etablierte Beziehungen zu organisierten Interessen<br />

ohne größere Legitimationsprobleme von Regierungsseite plötzlich suspendiert<br />

werden, wie dies in <strong>der</strong> Thatcher-Ära geschah.<br />

<strong>Die</strong> Stellung <strong>der</strong> organisierten Wirtschaftsinteressen im Formulierungsprozess<br />

<strong>der</strong> britischen <strong>Telekommunikation</strong>s-Reformpolitik war von dieser<br />

allgemeinen Politikstruktur insofern geprägt, als die industriellen Interessen<br />

in die Prozesse weniger involviert waren als in <strong>der</strong> Bundesrepublik und in<br />

Japan. Grande (1989: 319) weist beispielsweise darauf hin, dass die britischen<br />

Fernmeldeunternehmen vor <strong>der</strong> Privatisierungsentscheidung <strong>der</strong> konservativen<br />

Regierung nicht einmal konsultiert worden seien.<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> organisierten Arbeitsinteressen wurde schon gezeigt,<br />

dass Heterogenität und Fragmentierung vorherrschen. Visser/Ebbinghaus<br />

(1992: 213) errechneten für die britischen Gewerkschaften eine »mittlere<br />

Gewerkschaftsdichte« (siebter Rang unter zwölf Län<strong>der</strong>n), das gleiche Niveau<br />

an horizontaler Integration (siebter Rang), aber die vergleichsweise<br />

niedrigste vertikale Integration (zwölfter Rang). Insgesamt gab es in den<br />

80er-Jahren in Großbritannien etwa vierhun<strong>der</strong>t Einzelgewerkschaften, von<br />

denen rund hun<strong>der</strong>t in einer relativ losen, mit wenigen Kompetenzen ausgestatteten<br />

Fö<strong>der</strong>ation, dem Trades Union Congress (TUC), zusammengeschlossen<br />

waren. <strong>Die</strong> gleichfalls fragmentierte Struktur <strong>der</strong> Post- und <strong>Telekommunikation</strong>sgewerkschaften<br />

wurde bereits oben beschrieben.<br />

Zusammenfassend lässt sich das britische Entscheidungssystem <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>sreformen<br />

als ein relativ zentralisiertes, letztlich durch einen<br />

einzigen Makroknoten (die konservative Regierung und ihre Partei) kontrollierte<br />

Konfiguration beschreiben, in <strong>der</strong> Parlament und gesellschaftliche Interessengruppen<br />

eher periphere Positionen einnehmen. <strong>Die</strong> britische Reformpolitik<br />

ist daher als Prozess zu typisieren, in dem eine starke Interessenkoalition<br />

für radikalen institutionellen Wandel mit einer eher mittleren<br />

institutionellen Verankerung und einem hochzentralisierten und handlungs-

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