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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konvergente Evolution und strukturelle Stabilität 127<br />

Ein akteur- und strukturbezogener Erklärungsansatz<br />

Um die individuellen technischen und institutionellen Entwicklungspfade<br />

<strong>der</strong> sechs Län<strong>der</strong> zu verstehen, ist es notwendig, eine akteurzentrierte Perspektive<br />

mit einer strukturalistischen und institutionalistischen zu verbinden.<br />

Wie die gesamte konstruierte Umwelt des Menschen nur über das Handeln<br />

von Individuen zu erklären ist, so verhält es sich auch bei institutionellen<br />

Strukturen. Institutionelle Arrangements wie Monopole und Staatsverwaltungen<br />

bilden sich nicht einfach spontan heraus, son<strong>der</strong>n sind komplexe Resultate<br />

individuellen und kollektiven Handelns. <strong>Die</strong> Handlungsergebnisse<br />

selbst müssen indes nicht beabsichtigt sein. Handeln und Interaktion finden<br />

meist unter Bedingungen statt, die <strong>der</strong> kognitiven und koordinativen Kontrolle<br />

<strong>der</strong> beteiligten Akteure entgleiten. Insofern ist es durchaus sinnvoll,<br />

entsprechend <strong>der</strong> Rent-seeking-Theorie anzunehmen, dass Akteure an <strong>der</strong><br />

Entstehung von für sie günstigen Monopolsituationen interessiert sind und<br />

hierzu − sofern es ihnen möglich ist − auch nicht-ökonomische, politische<br />

Waffen einsetzen. An<strong>der</strong>erseits bedeutet dies aber nicht, dass jedes Monopolarrangement<br />

immer nur Ergebnis politisch-ökonomischer Ressourcenmobilisierung<br />

ist.<br />

Wie Abbildung 4-1 deutlich macht, können Monopole letztlich aus drei<br />

Grundkonstellationen hervorgehen. Neben den nicht bestreitbaren machtbasierten<br />

Monopolen entstehen viele Monopolsituationen auch auf <strong>der</strong> Basis<br />

bloßer ökonomischer Effizienzvorteile. Darüber hinaus gibt es natürlich<br />

auch Situationen, in welchen sowohl Macht- als auch Effizienzvorteile in<br />

die gleiche Richtung wirken, was ohne Zweifel die robustesten Monopolstellungen<br />

schafft.<br />

Aus dieser kombinierten Perspektive entwickelten sich die <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme<br />

und <strong>der</strong>en institutionellen Strukturen zunächst aus den<br />

unterschiedlichen Startpositionen heraus, die oben skizziert wurden. Obwohl<br />

in dieser Phase in allen Län<strong>der</strong>n staatliche Postmonopole vorherrschten,<br />

wurden die ersten Telegrafensysteme zunächst noch nicht als funktionell<br />

verwandt mit <strong>der</strong> Post betrachtet. Entwe<strong>der</strong> waren sie Instrumente des<br />

staatlichen Sicherheitsapparats (Frankreich und Preußen) o<strong>der</strong> betriebsinterne<br />

Kommunikationsmittel von Großorganisationen (Eisenbahngesellschaften<br />

in Großbritannien und den USA). Selbst die Postverwaltungen, welche<br />

die Telegrafensysteme als Ergänzung und Erweiterung ihrer Kommunikationsstrukturen<br />

hätten nutzen können, waren in <strong>der</strong> Frühzeit <strong>der</strong> Telegrafenentwicklung<br />

noch nicht an einer Übernahme interessiert. We<strong>der</strong> die britische<br />

noch die amerikanische Post Office hatten damals dieses historische

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