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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 309<br />

Viel problematischer ist es in mo<strong>der</strong>nen Gesellschaften, wertvolle Gleichgewichte<br />

zu sichern. Mit dem Aufstieg des positiven Rechts ist es möglich<br />

geworden, dass ein Monokrat o<strong>der</strong> auch eine Volksversammlung von heute<br />

auf morgen bewährte Regeln außer Kraft setzt und noch vollkommen unerprobte<br />

Normen einführt. Um solche unerwünschte Re-Programmierungen zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, sind verschiedene Meta-Regelsysteme (Verfassungen, Grundrechte<br />

usw.) entwickelt worden, die für institutionelle Än<strong>der</strong>ungen hohe<br />

Hürden setzen beziehungsweise sie in bestimmten Bereichen überhaupt unmöglich<br />

machen.<br />

<strong>Die</strong> unterschiedlichen institutionellen Verankerungen <strong>der</strong> untersuchten<br />

<strong>Telekommunikation</strong>ssysteme verweisen auf solche konstruierten Stabilisatoren.<br />

Wie gezeigt werden konnte, waren die institutionellen Ordnungen in<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> nicht auf Grund ihres verschiedenen Alters o<strong>der</strong> ihrer<br />

spezifischen Genese unterschiedlich tief verankert, son<strong>der</strong>n auf Grund<br />

<strong>der</strong> län<strong>der</strong>spezifischen Regelungsarchitekturen. Hier wurden die relevanten<br />

institutionellen Zusammenhänge entwe<strong>der</strong> mittels Gesetzen o<strong>der</strong> administrativer<br />

Verordnungen o<strong>der</strong> auf konstitutioneller Ebene befestigt. <strong>Die</strong> Verän<strong>der</strong>ungsresistenz<br />

war neben an<strong>der</strong>en Faktoren dann zum großen Teil durch die<br />

hierdurch erzeugte Verankerungstiefe bestimmt. <strong>Die</strong> niedrigste Verankerung<br />

hatte das amerikanische System aufzuweisen, das, verbunden mit einem einfachen<br />

Entscheidungssystem in diesem Bereich, die größte Flexibilität aufwies,<br />

sich an die verän<strong>der</strong>te techno-ökonomische Umwelt anzupassen. <strong>Die</strong><br />

höchste Verankerung hatte das deutsche System, in dem wichtige Aspekte<br />

auf Verfassungsebene reguliert waren.<br />

<strong>Die</strong> Beobachtung, dass politische Institutionen in den USA beson<strong>der</strong>s<br />

anpassungsfähig sind (Schelsky 1952), ist schon häufig gemacht worden.<br />

<strong>Die</strong>se Flexibilität liegt zum großen Teil darin begründet, dass – an<strong>der</strong>s als in<br />

den europäischen Wohlfahrtsstaaten – in den USA ein sehr großer Teil sozialer<br />

Regelungen rein privatrechtlich verankert ist. Auch viele soziale Ziele<br />

werden meist im Modus <strong>der</strong> externen Regulierung über unabhängige Agenturen<br />

anvisiert. Ein Vorteil dieses Arrangements ist, dass Regeln schnell generiert,<br />

verän<strong>der</strong>t und wie<strong>der</strong> abgeschafft werden können. Ein großer Nachteil<br />

ist, dass durch die Flexibilität ein unmittelbares Anpassungsverhalten<br />

geför<strong>der</strong>t wird, das sich auch durch bloße Fluktuationen und Perturbationen<br />

irritieren lässt und daher verschwen<strong>der</strong>isch mit Ressourcen umgeht. Robust<br />

verankerte und weniger flexible Institutionensysteme gewähren dagegen eine<br />

höhere Stabilität im Kontext insignifikanter Umweltverän<strong>der</strong>ungen, bergen<br />

aber das Risiko in sich, dass bei wirklich gravierenden Kontextverän<strong>der</strong>un-

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