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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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238 Kapitel 6<br />

<strong>der</strong>te. Da keine europäische Firma über einen <strong>der</strong>art hohen Anteil verfügte,<br />

das vereinigte Europa zu jener Zeit aber auf 20 Prozent kam, lag die Strategie<br />

<strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Kräfte nahe (Caty/Ungerer 1984).<br />

<strong>Die</strong>se »triadische« Wahrnehmung strukturierte die EG-Industriepolitik in<br />

den folgenden Jahren. Von <strong>der</strong> Kommission wurde das pazifische Feindbild<br />

als Hebel benutzt, um die Mitgliedstaaten zur Zustimmung zu einer ganzen<br />

Reihe industriepolitischer Maßnahmen zu bewegen. Hierdurch gelang es <strong>der</strong><br />

Kommission, Kompetenzen zu gewinnen, die wenige Jahre zuvor noch utopisch<br />

waren (Dang-Ngyuen/Schnei<strong>der</strong>/Werle 1993). <strong>Die</strong> allgemeine Strategie<br />

bestand in einer EG-internen Marktöffnung, die letztlich zur Konzentration<br />

europäischer Kräfte auf dem Weltmarkt führen sollte, wie sie von dem<br />

Franzosen Jacques Darmon (1985) beschrieben wurde − ein Programm, das<br />

sowohl mit <strong>der</strong> neomerkantilistischen Perspektive Frankreichs als auch mit<br />

<strong>der</strong> Deregulierungsstrategie <strong>der</strong> Briten kompatibel war.<br />

Das im Grünbuch [für <strong>Telekommunikation</strong>, Anmerk. des Autors] präsentierte<br />

strategische Mosaik lässt deutlich erkennen, dass es <strong>der</strong> Kommission gelungen<br />

ist, eine paradoxe Allianz von Neoliberalen und Neomerkantilisten zu schmieden.<br />

Es zielt auf die Schaffung eines Binnenmarktes, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> alten Idee <strong>der</strong><br />

Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft kompatibel ist und <strong>der</strong> gleichzeitig die<br />

industriepolitisch attraktive Funktion als großer ›Home Market‹ und Referenzmarkt<br />

für die exportorientierte Industrie erfüllt. (Schnei<strong>der</strong>/Werle 1989: 266)<br />

In den Jahren 1984 bis 1987, parallel zur allgemeinen Entwicklung des europäischen<br />

Binnenmarktkonzeptes, lancierte die Kommission ein <strong>Telekommunikation</strong>sprogramm,<br />

das von großen gemeinsamen Forschungsvorhaben,<br />

Investitionsprojekten und technologiepolitischen Konzertierungsmaßnahmen<br />

bis hin zu institutionellen Liberalisierungsmaßnahmen in den noch weitgehend<br />

monopolisierten Mitgliedslän<strong>der</strong>n reichte. Von 1984, dem Urknall<br />

<strong>der</strong> telekommunikationspolitischen EG-Initiative, bis zum symbolhaften<br />

Jahr 1992 zog sich eine Kette von Aktivitäten, in <strong>der</strong> zahlreiche Richtlinien,<br />

Verordnungen, Empfehlungen und Resolutionen zu diesem Politikfeld von<br />

Kommission und Rat angenommen wurden.<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Rahmenaktivitäten war die Formulierung eines Grünbuchs,<br />

in dem die wichtigsten Markierungspunkte einer gemeinschaftlichen<br />

<strong>Telekommunikation</strong>spolitik festgeschrieben und mit dem gleichzeitig auch<br />

Bewusstseinsbildung für dieses Konzept betrieben wurde (Dang-Nguyen et<br />

al. 1993). Parallel hierzu entstand das allgemeine Binnenmarktprogramm<br />

und die Einheitliche Europäische Akte, welche die Kompetenzen <strong>der</strong> EG-<br />

Organe wesentlich stärkte. Beide lösten bekanntlich die neue Integrations-

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