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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 205<br />

Vor dem Hintergrund dieser Analyse verstärkten die USA 1983 den<br />

Druck auf ihre bedeutendsten europäischen Handelspartner. Dabei ging es<br />

um Market-Access-Fact-Finding-Gespräche mit Deutschland, Italien, Spanien,<br />

Schweden, Frankreich und den Nie<strong>der</strong>landen. <strong>Die</strong> Nordamerikaner<br />

konfrontierten ihre Partner mit folgenden Kritikpunkten: Mangel an offenem<br />

Wettbewerb; Marktbeschränkungen bei Mehrwertdiensten; diskriminierende<br />

Tarife für Value Added Network Services (VANS [Mehrwertdienste])-<br />

Anbieter; Standards als technische Handelsbarrieren; mangelnde Transparenz<br />

bei Verordnungen; restriktive Zulassungsbedingungen für Endgeräte.<br />

Hierbei waren die Verhandlungen mit <strong>der</strong> Bundesrepublik offenbar die intensivsten.<br />

Das Ergebnis war, dass die Amerikaner Deutschland auf ein Acht-<br />

Punkte-Marktliberalisierungsprogramm verpflichten konnten (Aronson/<br />

Cowhey 1988).<br />

Ebenfalls um diese Zeit forcierte auch die EG − zunächst noch überwiegend<br />

handelspolitisch motiviert − ihre Marktöffnungsinitiativen in diesem<br />

Sektor (Knieps et al. 1981: 117). Bemerkenswert dabei ist, dass die handelspolitische<br />

Intervention <strong>der</strong> EG durch eine ähnliche Dynamik getrieben wurde,<br />

die man für die 70er-Jahre auch im Chemiesektor beobachten kann. Nachdem<br />

die amerikanische chemische Industrie durch die amerikanische Chemikaliengesetzgebung<br />

ungleich belastet wurde, begann die US-Regierung<br />

ab Mitte <strong>der</strong> 70er-Jahre massiven Druck auf die Europäer auszuüben, ähnliche<br />

Gesetze zu erlassen, um zumindest unter den Industrielän<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong><br />

gleichartige Wettbewerbsbedingungen herzustellen (Schnei<strong>der</strong> 1988). Da<br />

die EG durch eine Reihe von Vertragserweiterungen in den 60er- und 70er-<br />

Jahren schon weit reichende supranationale Kompetenzen erlangt hatte, im<br />

Auftrag ihrer Mitgliedsstaaten mit Drittlän<strong>der</strong>n zu verhandeln, an<strong>der</strong>erseits<br />

eine hinreichend starke Verhandlungsposition gegenüber den USA nur mittels<br />

Zusagen über eine EG-interne Policy-Harmonisierung gewonnen werden<br />

konnte, bestanden auch für die Mitgliedslän<strong>der</strong> gewisse Anreize, <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft die hierzu notwenigen Rechtsetzungskompetenzen zu übertragen<br />

(Kenis/Schnei<strong>der</strong> 1987; Majone 1992: 305–306).<br />

Unterstützt wurde diese Kompetenzerweiterung durch die Eigeninteressen<br />

<strong>der</strong> EG-Kommission (Schnei<strong>der</strong>/Werle 1989a). Eine ähnlich treibende Kraft<br />

war <strong>der</strong> Europäische Gerichtshof, <strong>der</strong> schon in den 70er-Jahren mit verschiedenen<br />

Urteilen gegen protektionistische Mitgliedslän<strong>der</strong> vorging und diese<br />

zum Abbau nicht tarifärer Handelsschranken zwang. Hierbei ist Cassis de<br />

Dijon sicherlich <strong>der</strong> wichtigste Fall, in dem die Mitgliedslän<strong>der</strong> zur gegenseitigen<br />

Anerkennung von Qualitätsstandards gezwungen wurden (Alter/<br />

Meunier-Aitsahalia 1994). Auf indirekte Weise gewannen die Amerikaner<br />

mit den EG-Organen daher wichtige Allianzpartner für eine telekommuni-

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