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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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112 Kapitel 4<br />

<strong>Die</strong> relative Position <strong>der</strong> verschiedenen Mächte in diesem System war,<br />

wie Paul Kennedy (1989) zeigt, einerseits von <strong>der</strong> geostrategischen Lage,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch durch die Mobilisierungskapazität finanzieller Ressourcen<br />

bestimmt. Auf dem Kontinent beruhte die Militärmacht hauptsächlich<br />

auf stehenden Landheeren, die selbst wie<strong>der</strong> eine zunehmend ausdifferenzierte<br />

gesellschaftliche Machtlogistik voraussetzten, insbeson<strong>der</strong>e aber<br />

einen politisch-bürokratischen Apparat, <strong>der</strong> die hierzu notwendigen Finanzressourcen<br />

mobilisierte. In einigen Län<strong>der</strong>n wurden die immer stärker ausgeklügelten<br />

Steuererhebungstechniken zunehmend auch durch Gewerbeför<strong>der</strong>ung<br />

ergänzt. England, das über den geostrategischen Vorteil <strong>der</strong> Insellage<br />

verfügte, und während des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zum wirtschaftlich führenden<br />

Land aufgestiegen war, war auf die auf dem Kontinent vorherrschende<br />

Kombination von Absolutismus, Merkantilismus und Militarismus nicht angewiesen.<br />

Der Historiker Otto Hintze (1977: 66) schreibt:<br />

… England in seiner insularen Sicherheit war den unmittelbaren Gefahren (<strong>der</strong><br />

kontinentalen Rivalitäten) entrückt; es brauchte kein stehendes Heer, … son<strong>der</strong>n<br />

nur eine Marine, die ebenso den Handelsinteressen wie dem Kriegszwecke<br />

diente; es hat infolgedessen auch keinen Absolutismus entwickelt.<br />

Als Welthandelsmacht besaß Großbritannien eine mächtige Flotte, seine<br />

Armee war jedoch mit den Kontinentalheeren nicht vergleichbar. Auf dem<br />

Kontinent dominierten große stehende Heere, was für die politische Struktur<br />

dieser Län<strong>der</strong> nicht folgenlos blieb. Douglass North und Barry Weingast<br />

(1989) machen etwa im Fehlen einer stehenden Armee in England eine<br />

wichtige Voraussetzung dafür aus, dass sich das Parlament im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

gegen die Krone durchsetzte, und dadurch <strong>der</strong> Grundstein für die erste<br />

parlamentarische Demokratie in Europa gelegt werden konnte. <strong>Die</strong> Landmacht<br />

auf dem Kontinent wie<strong>der</strong>um prägte das politische Machtgefüge insofern,<br />

als sie eine Organisationsstruktur erfor<strong>der</strong>te, die, wie es Hintze (1977:<br />

82) so plastisch ausdrückt »den Körper des Staates selbst durchsetzte und<br />

militärisch gestaltete«. Im Gegensatz hierzu war die Seemacht nur eine »gepanzerte<br />

Faust«, die in die fremde Welt hinausgriff, aber eher ungeeignet<br />

war, gegen innere Feinde eingesetzt zu werden. Hierdurch ist letztlich auch<br />

<strong>der</strong> zivile Charakter <strong>der</strong> britischen Gesellschaft geprägt worden. Wichtig ist<br />

hier auch die Tatsache, dass sich in Großbritannien eine übergreifende<br />

Staatsverwaltung mit Fachbeamtentum und Zentralbehörden erst relativ spät<br />

herausgebildet hat (Mayntz 1997a).<br />

In diesem Kontext waren <strong>der</strong> optische und <strong>der</strong> elektrische Telegraf wichtige<br />

technische Koordinationsmittel <strong>der</strong> Landmächte. Viele <strong>der</strong> meist un-

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