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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 237<br />

(Dang-Nguyen 1986: 181), sah die Kommission vor allem in <strong>der</strong> Industriepolitik<br />

eine Chance, in die Rolle eines aktiven Gestalters <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

hineinzuwachsen (Schnei<strong>der</strong>/Werle 1989).<br />

<strong>Die</strong> ersten industriepolitischen Vorstöße <strong>der</strong> EG-Kommission in den<br />

späten 70er-Jahren waren jedoch weitgehend erfolglos geblieben. Erst nach<br />

1983 hatte sich die Situation grundlegend verän<strong>der</strong>t. Hierbei war das Zusammentreffen<br />

mehrerer Bedingungen entscheidend, bei denen <strong>der</strong> nationale<br />

wirtschafts- und europapolitische Strategiewechsel Frankreichs und die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im informations- und kommunikationstechnischen Sektor<br />

<strong>der</strong> USA und Japan eine zentrale Rolle spielten (Humphreys 1990; Cohen<br />

1993). Beide Entwicklungen führten dazu, dass in <strong>der</strong> EG eine geopolitisch<br />

gefärbte Situationsdefinition dominant werden konnte, in <strong>der</strong> zentrale Elemente<br />

<strong>der</strong> Analysen von Jean-Jacques Servan-Schreiber (1968) und Christopher<br />

Layton (1969) wie<strong>der</strong> belebt wurden. Einen ähnlich gelagerten geostrategischen<br />

industriepolitischen Diskurs gab es seit Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre auch<br />

in Frankreich (Nora/Minc 1978; Laurent 1983; Darmon 1985). <strong>Die</strong>ses geopolitische,<br />

kognitive Grundmuster, das die Gefahr einer »pazifischen Bigemonie«<br />

(Grewlich 1991) mit einem durch und durch kriegerischen Vokabular<br />

dramatisierte, in <strong>der</strong> Europa zu einer Wirtschaftskolonie abzusteigen<br />

drohte, prägte letztlich auch die industriepolitische Perspektive <strong>der</strong> EG-<br />

Industriepolitiker. In vielen industriepolitischen Dokumenten <strong>der</strong> EG-Kommission<br />

lassen sich solche kriegerischen Metaphern entdecken, die auf das<br />

skizzierte geoökonomische Weltbild <strong>der</strong> Euro-Industriepolitiker hindeuten.<br />

Hier gab es Strategien, Allianzen, Aufstellungen des Gegners, Verteidigung,<br />

Verzögerung, Angriff, Zangenbewegungen, Rückfallposition und Reserven<br />

(Grewlich 1991).<br />

Einen <strong>der</strong> ersten Aufsätze, in dem eine solche Perspektive im <strong>Telekommunikation</strong>sbereich<br />

von Seiten <strong>der</strong> Kommission vorgestellt wurde, veröffentlichten<br />

Caty/Ungerer (1984). Auch hier bildete die amerikanische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

den Ausgangspunkt, <strong>der</strong> einerseits durch die Deregulierung<br />

und »Entfesselung« von AT&T und IBM, an<strong>der</strong>erseits durch die technoindustrielle<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsstrategie Japans bestimmt war, und die Konzentration<br />

<strong>der</strong> europäischen Kräfte als eine Frage des kommunikationsindustriellen<br />

Überlebens dargestellt wurde. Ein zentrales Argument für die<br />

Notwendigkeit eines gemeinsamen <strong>Telekommunikation</strong>smarktes war <strong>der</strong> rasante<br />

Anstieg <strong>der</strong> Entwicklungskosten in <strong>der</strong> Vermittlungstechnik. Zu jener<br />

Zeit rechnete man vor, dass die Forschung und Entwicklung für ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Vermittlungssystem 0,5 bis 1 Mrd. DM kosten würde, eine Summe die<br />

zur Finanzierung einen Weltmarktanteil von mindestens 8 Prozent erfor-

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