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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 73<br />

schreiben Evolution als diskontinuierlichen, stufenförmigen Prozess des Findens<br />

und Zusammenbrechens ökologischer Gleichgewichte. Auch in <strong>der</strong><br />

aktuellen institutionalistischen Literatur lassen sich Konzeptionen finden,<br />

nach denen Institutionensysteme als voraussetzungsvolle Gleichgewichte<br />

entworfen werden, die unter ganz bestimmten Umständen zusammenbrechen.<br />

Eine dieser Zusammenbruchs-Perspektiven ist in <strong>der</strong> »political-development«-Literatur<br />

in den 70er-Jahren dargestellt worden, in <strong>der</strong> sich die Analyse<br />

auch auf Mo<strong>der</strong>nisierungszusammenbrüche o<strong>der</strong> Verfallserscheinungen<br />

bezog (Huntington 1965; Verba 1971; Eisenstadt 1973: 81–101; als Überblick<br />

vgl. Schnei<strong>der</strong> 1985). Als dominantes funktionalistisches Erklärungsmodell<br />

jener Zeit fungierte die Korrespondenz zwischen Entwicklungsproblemen<br />

und den hierfür nötigen institutionellen Verarbeitungsmechanismen<br />

− ohne dass hier schon <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Koevolution gebraucht worden wäre.<br />

Häuften sich Probleme und For<strong>der</strong>ungen, die von den politischen Institutionen<br />

verarbeitet werden mussten, zu stark an, dann wuchs auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass letztere unter <strong>der</strong> Überlast an For<strong>der</strong>ungen zusammenbrachen.<br />

In <strong>der</strong> politischen Entwicklungstheorie wurde den institutionellen Zusammenbrüchen<br />

kein Innovationspotential zugeschrieben. Sie wurden als Zerfalls-<br />

und Rückfallerscheinung im Mo<strong>der</strong>nisierungsprozess betrachtet. Eine<br />

vollkommen an<strong>der</strong>e Bewertung erhalten sie jedoch aus <strong>der</strong> Perspektive von<br />

Mancur Olsons »Rise and Decline of Nations«, <strong>der</strong> im Wachstum institutioneller<br />

Arrangements wie Gesetze, Regulierungen und Verhandlungsarenen<br />

zunehmende gesellschaftliche Verkrustungen diagnostiziert, die in <strong>der</strong> Regel<br />

nur durch soziopolitische Umstürze und ausländische Invasionen aufgebrochen<br />

werden könnten (Olson 1985).<br />

<strong>Die</strong>ser von Mancur Olson thematisierte Zusammenhang zwischen institutionellem<br />

Komplexitätsaufbau und Verän<strong>der</strong>ungsresistenz kann mit Douglass<br />

North (1992: 102) präziser gefasst werden: Institutionelle Regeln definieren<br />

danach eine Gleichgewichtssituation, in <strong>der</strong> – unter bestimmten Bedingungen<br />

− es kein Akteur vorteilhaft findet, Mittel in die Neuformulierung von<br />

Arrangements beziehungsweise Verträgen zu investieren. <strong>Die</strong>s bedeute aber<br />

nicht, dass je<strong>der</strong> mit den vorherrschenden Institutionen glücklich ist, son<strong>der</strong>n<br />

nur, dass die Kosten-Nutzenrelation eine Än<strong>der</strong>ung als nicht lohnend<br />

erscheinen lässt. Da einzelne Verträge jedoch in komplexe Regelhierarchien<br />

eingebettet sind, lässt sich eine »Neuverhandlung« möglicherweise nicht<br />

durchführen, ohne dass die Regeln einer höheren Stufe umgestaltet werden.<br />

<strong>Die</strong> »epistatischen Interaktionen« (Kauffman 1996) zwischen den einzelnen

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