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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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246 Kapitel 6<br />

nationalen Verflechtung natürlich bewusst, dass man, wollte man weiterhin<br />

über einen Zugang zu den US-Märkten verfügen, in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland um partielle Liberalisierungsmaßnahmen nicht herumkommen<br />

würde. Nach Abschluss <strong>der</strong> ersten Reformphase radikalisierte sich diese Position<br />

in den frühen 90er-Jahren noch weiter. Nachdem auf internationaler<br />

Ebene sowohl die Liberalisierungs- als auch die Privatisierungsdynamik an<br />

Tempo gewann, setzte sich insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> international orientierte Teil<br />

<strong>der</strong> Industrie für eine möglichst umfassende wirtschaftliche Autonomisierung<br />

<strong>der</strong> Bundespost ein, um ihrem »Globalen Spieler« gute Wettbewerbschancen<br />

auf dem sich beschleunigenden weltweiten Konzentrationskarussell<br />

zu garantieren.<br />

Spätestens seit <strong>der</strong> EG-Intervention in die <strong>Telekommunikation</strong>spolitik<br />

gab es in <strong>der</strong> Bundesrepbulik Deutschland neben den etwas weniger einflussreichen<br />

Radikalreformern somit eine breite Allianz, die für mo<strong>der</strong>ate<br />

Reformen eintrat. Ihr stand jedoch eine ebenfalls mächtige Koalition gegenüber,<br />

die im Großen und Ganzen den Status quo wahren wollte. Hierzu gehörten<br />

neben Verbrauchervertretern die Grünen, beson<strong>der</strong>s aber <strong>der</strong> Machtblock<br />

von SPD und Postgewerkschaft (DPG). Letztere lehnte nicht nur die<br />

Marktöffnungsmaßnahmen, son<strong>der</strong>n auch die Trennung von Post und <strong>Telekommunikation</strong><br />

prinzipiell ab. Der starke Einfluss dieser Organisation beruht<br />

vor allem auf <strong>der</strong> großen Mitglie<strong>der</strong>basis, dem hohen Organisations- und<br />

Zentralisierungsgrad und dem hieraus resultierenden sektoralen Vertretungsmonopol.<br />

<strong>Die</strong> DPG verfügt über einen Organisationsgrad von etwa 75 Prozent,<br />

während im Deutschen Postverband (des Beamtenbunds) nur etwa 10<br />

Prozent <strong>der</strong> Postbeschäftigten organisiert sind. Daneben existiert noch die<br />

Postgewerkschaft des Christlichen Gewerkschaftsbunds (Grande 1989: 300;<br />

Werle 1990: 96). <strong>Die</strong>se Vetokoalition konnte ihre Kohäsion jedoch nur während<br />

<strong>der</strong> ersten Stufe <strong>der</strong> Postreform aufrechterhalten. Spätestens nach dem<br />

ökonomischen Schock <strong>der</strong> deutschen Vereinigung und dem wachsenden<br />

Druck aus <strong>der</strong> europäischen und internationalen Ebene, begannen relevante<br />

Teile <strong>der</strong> SPD ihre frühere Haltung zu revidieren.<br />

Als Fazit <strong>der</strong> interessenstrukturellen Betrachtung lässt sich daher im<br />

deutschen Reformprozess zunächst eine Konstellation beobachten, in <strong>der</strong> nur<br />

relativ schwache Verän<strong>der</strong>ungsinteressen einer sehr starken Vetokoalition<br />

gegenüber standen, zu <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten Reformphase auch die Bundespost<br />

gehörte. <strong>Die</strong> Interessenkonstellation entsprach damit zunächst dem statusquo-orientierten<br />

Typus in Abbildung 4-1. Nach wachsendem Druck aus <strong>der</strong><br />

internationalen Ebene vollzog in den späten 80er-Jahren dann ein nicht unwesentlicher<br />

Teil des beteiligten Akteursets zunächst einen Strategiewechsel

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