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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 39<br />

Steuerungsziele von oben nach unten per »Command-and-Control« (C&C)<br />

umgesetzt werden. <strong>Die</strong> staatliche beziehungsweise öffentliche Hierarchie<br />

unterscheidet sich von privaten Hierarchien dadurch, dass diese C&C-<br />

Beziehungen zur Umsetzung allgemeinverbindlicher Entscheidungen zum<br />

einen für ein ganzes staatliches Territorium gelten, und zum an<strong>der</strong>en – unter<br />

den Bedingungen <strong>der</strong> Volkssouveränität – an einen demokratischen Entscheidungs-<br />

und Kontrollmechanismus gekoppelt sind.<br />

Schließlich ist in vielen Beiträgen zur Governance-Theorie auch auf weniger<br />

scharf konturierte Steuerungskonfigurationen wie Clanstrukturen o<strong>der</strong><br />

solidarische und professionsethische Normen verwiesen worden. Während<br />

mit diesen letztgenannten Typen oft traditionelle Sozialkonfigurationen beschrieben<br />

werden, ist in jüngster Zeit eine breite Diskussion entstanden, die<br />

Steuerungs- und Regelungskapazitäten von mo<strong>der</strong>nen interorganisatorischen<br />

Beziehungsnetzen thematisierte. Wichtige Debatten beziehen sich hier auf<br />

Branchen- o<strong>der</strong> Industriestrukturen, in denen Austausch- und Koordinationsbeziehungen<br />

zwischen Firmen o<strong>der</strong> Wirtschaftsverbänden im Blickpunkt<br />

des analytischen Interesses stehen (Campbell/Lindberg 1990; Campbell et<br />

al. 1991; Hollingsworth et al. 1994; Hollingsworth 1996; Schmitter 1996;<br />

Powell 1996; Hollingsworth/Boyer 1998) und Politiknetzwerke, in denen es<br />

um Interaktion und verteilte Ressourcen-Mobilisierung bei <strong>der</strong> Formulierung<br />

und Implementation öffentlicher Politiken geht (Marin/Mayntz 1991;<br />

Mayntz 1997; Kenis/Schnei<strong>der</strong> 1991, 1996).<br />

Mit dieser Aufzählung sind nur die wichtigsten Steuerungstypen angesprochen.<br />

Letztlich ist es schwierig, alle theoretisch denkbaren Varianten in<br />

eine integrierte Klassifikation einzufügen. Viel wäre damit auch nicht gewonnen.<br />

Denn Governance-Analyse ist letztlich darauf gerichtet, kontextspezifische<br />

institutionelle Steuerungs- und Regelungsstrukturen zu identifizieren<br />

und im Detail herauszuarbeiten, wie Interaktionen in diesem Feld<br />

strukturiert werden. <strong>Die</strong>s sind in <strong>der</strong> Regel komplexe institutionelle Kombinationen.<br />

Hierbei sind jeweils unterschiedliche Ebenen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

(Mikro, Meso, Makro) beteiligt und verschiedene Verrechtlichungsniveaus,<br />

die von formellen rechtlichen Regeln (zum Beispiel staatlichen Verfassungen)<br />

bis hin zu informellen Normen und Konventionen reichen.<br />

<strong>Die</strong> Anwendung <strong>der</strong> Governance-Theorie auf die Entwicklung großtechnischer<br />

Systeme und Infrastrukturen bedeutet zunächst, dass die technische<br />

Leistungsstruktur und die darauf bezogenen möglichen Steuerungs- und Regelungsstrukturen<br />

analytisch getrennt werden. Es wird davon ausgegangen,<br />

dass das Funktionieren eines Telefonsystems, Eisenbahnsystems, Bewässerungssystems<br />

o<strong>der</strong> eines an<strong>der</strong>en Techniksystems bestimmte Koordinations-

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