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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Einleitung 31<br />

Ähnlich verhält es sich bei <strong>der</strong> Erklärung sozialer Phänomene, in <strong>der</strong> das<br />

Verhalten großer Sozialsysteme prinzipiell auf einzelne Individualhandlungen<br />

und <strong>der</strong>en Interaktionseffekte zurückführbar sein müsste, praktisch aber<br />

nicht notwendig ist, um zu ausreichenden Erklärungen sozialer Prozesse zu<br />

gelangen. Um Makro- o<strong>der</strong> Mesophänomene wie die Entwicklung sektoraler<br />

institutioneller Arrangements zu deuten, genügt es oft, bei Organisationen<br />

als Handlungseinheiten (korporative Akteure) anzusetzen und <strong>der</strong>en innere<br />

Organisation und Handlungsfähigkeit für diesen Zweck als gegeben vorauszusetzen.<br />

Dann kann die Selektion bestimmter Strukturen aus dem Zusammenwirken<br />

dieser Organisationen erklärt werden. <strong>Die</strong>s schließt natürlich<br />

auch Wechselwirkungen zwischen den korporativen Akteuren ein, die − aus<br />

<strong>der</strong> oben skizzierten ökologischen Perspektive − nicht vollständig durch die<br />

Intentionen dieser Handlungseinheiten erklärt werden können. Ein weiteres<br />

Problem dabei ist, dass die spezifischen Konstellationen und Typen von<br />

Wechselwirkungen, die das Handeln von korporativen Akteuren bestimmen,<br />

meist so vielfältig sind, dass es unmöglich ist, bestimmte soziopolitische<br />

Prozesse unter ein o<strong>der</strong> mehrere Gesetze zu subsumieren. Wäre man trotzdem<br />

auf solche gesetzesartige Zusammenhänge aus, dann wären diese etwa<br />

so allgemein gehalten wie die Gesetze <strong>der</strong> Thermodynamik. Damit könnten<br />

allenfalls bestimmte Möglichkeitsräume für Ereignisse und Prozesse eingegrenzt<br />

werden, aber nicht bestimmt werden, dass auf Grund dieser o<strong>der</strong> jener<br />

Bedingungen ein bestimmter Prozess mit Notwendigkeit soundso verlaufen<br />

muss. <strong>Die</strong>ses Defizit des konventionellen deduktiv-nomologischen<br />

Schemas im sozialen Bereich wird noch deutlicher in <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong><br />

Kontingenzproblematik.<br />

Das zweite von Hayek angesprochene Problem ist das <strong>der</strong> Kontingenz.<br />

Kontingenz herrscht, wenn ein Zustand we<strong>der</strong> unmöglich noch notwendig<br />

ist, das heißt, wenn für das Eintreffen eines Ereignisses ein abgegrenzter<br />

Gelegenheitsraum existiert (Luhmann 1984). Ein plastisches Beispiel für<br />

Kontingenz bietet die Evolution mit ihrer Formenvielfalt. Warum eine bestimmte<br />

Form schließlich gerade so und nicht an<strong>der</strong>s realisiert wurde, kann<br />

dort nicht durch ein singuläres Strukturprinzip erklärt werden, son<strong>der</strong>n nur<br />

durch die Vorgeschichte <strong>der</strong> bestimmten Form mit ihren jeweiligen Verzweigungen.<br />

Der Umstand, dass wir unsere Ohren seitlich am Kopf haben,<br />

erklärt Konrad Lorenz (1973: 54–55) beispielsweise dadurch, dass wir von<br />

wasseratmenden Vorfahren abstammen, die an dieser Stelle eine Kiemenspalte<br />

hatten, die beim Übergang zum Landleben als luftführen<strong>der</strong> Kanal<br />

beibehalten und unter Funktionswechsel dem Gehörsinn dienstbar gemacht<br />

worden sei. <strong>Die</strong>s bedeutet für die Erklärungslogik, dass die Zahl <strong>der</strong> histori-

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