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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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66 Kapitel 2<br />

Neben <strong>der</strong> Entkopplung kultureller Information von <strong>der</strong> biologischen Reproduktion<br />

ihrer Träger fand auch eine Entkopplung zwischen Informationssequenzen<br />

selbst statt. Komponenten kultureller Systeme können auch ohne<br />

ihr Suprasystem überleben, was in <strong>der</strong> Biologie nur für einfachste Lebensformen<br />

gilt. Beide Entkopplungen führen zu einer außerordentlichen Variationssteigerung.<br />

Der Kombinationsraum in <strong>der</strong> kulturellen Evolution ist<br />

schier unermesslich.<br />

In den letzten Jahren sind verschiedene Konzepte entwickelt worden, um<br />

kulturelle Speicherungseinheiten näher zu bezeichnen. Vorschläge reichen<br />

hier von Institutionen und Regelsystemen über Routinen o<strong>der</strong> Gewohnheiten<br />

bis hin zu Begriffsschöpfungen wie »Memes« (Dawkins 1976) o<strong>der</strong><br />

»Comps«. Bill McKelvey (1982) sieht »Comps« als Gene von Organisationen,<br />

in welchen problemlösende Verhaltenskapazitäten (Kompetenzen) gespeichert<br />

sind. <strong>Die</strong>se beziehen sich nicht nur auf formelle, kodifizierte Regeln,<br />

son<strong>der</strong>n schließen auch implizites Wissen ein (Kieser 1989).<br />

Variation<br />

Bei <strong>der</strong> kulturellen wie auch bei <strong>der</strong> biologischen Evolution funktioniert Variation<br />

ausschließlich über Neukombination und Kopierfehler. Wichtige<br />

Unterschiede bestehen jedoch darin, dass die Variation von Genen bis zur<br />

Entstehung <strong>der</strong> Gentechnik nicht absichtsvoll möglich war und die biologische<br />

Evolution daher nur blind fortschreiten konnte. Zusätzlich zum unbewussten<br />

Vortasten kennt die kulturelle Evolution jedoch auch bewusst intendierte<br />

Variationen, wie sie im Versuch-und-Irrtum-Verhalten reflexiv<br />

handeln<strong>der</strong> und zielorientierter Subjekte zum Vorschein kommen. Da sie am<br />

Bewusstsein des Menschen ansetzen kann, verfügt die kulturelle Evolution<br />

über die Möglichkeit <strong>der</strong> künstlichen und systematischen Variation. Durch<br />

Beeinflussung <strong>der</strong> Variationsbedingungen können Tempo und Richtung<br />

systematisch verän<strong>der</strong>t werden. Gleichzeitig wird durch die erwähnte Entkopplung<br />

<strong>der</strong> Möglichkeitsraum für Rekombinationen und Kopierfehler<br />

dramatisch gesteigert. An<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong> biologischen Evolution können in<br />

einer Art »Zwischenverzweigung« völlig unterschiedliche »Arten« miteinan<strong>der</strong><br />

kombiniert werden.<br />

Übertragung<br />

Während bei <strong>der</strong> organischen Evolution Informationsübertragung mittels<br />

Fortpflanzung nur intergenerationell, das heißt vertikal, möglich ist, kennt

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