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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 53<br />

lässt, son<strong>der</strong>n aus dem Zusammenwirken vieler relativ autonomer und mehrschichtiger<br />

Prozesse erklärt werden muss. Eine Kernthese dieses Ansatzes<br />

ist, dass es nicht immer zu verbesserter Anpassung und somit auch zu keiner<br />

kontinuierlich aufsteigenden Evolutionslinie kommen muss. Zufall, Stagnationsphasen<br />

und Entwicklungseinbrüche spielten in <strong>der</strong> Evolution des Universums<br />

und <strong>der</strong> Herausbildung von Menschheit und Kultur eine zentrale<br />

Rolle. Evolutionäre Zusammenbrüche werden damit nicht als Regression<br />

verstanden, in <strong>der</strong> sich eine komplexe Form in eine einfachere Form zurückverwandelt,<br />

son<strong>der</strong>n als Rückfall des Gesamtprozesses über die Vernichtung<br />

höher entwickelter Formen. Wie Stephen Gould (1989) und Niles<br />

Eldredge (1991) überzeugend darstellen, scheint die Evolutionsuhr <strong>der</strong> Erde<br />

durch Massenaussterben mehrmals zurückgestellt worden zu sein. Evolution<br />

schreitet über Perioden <strong>der</strong> »schöpferischen Zerstörung« stufenmäßig voran.<br />

Große Extinktionswellen waren entscheidende Phasen in diesem Prozess.<br />

Wenn ökologische Gleichgewichte auf jene aufeinan<strong>der</strong> eingespielten Regelsysteme<br />

verweisen, auf <strong>der</strong>en Grundlage verschiedene Arten in einem Ökosystem<br />

dauerhaft zusammenleben, dann sind signifikante ökologische Innovationen<br />

nur über Ausbrüche aus diesen Gleichgewichten möglich. In<br />

Gleichgewichtsphasen sterben vereinzelte Arten aus und neue kommen hinzu,<br />

es gibt jedoch keine herausragenden Neuerungen. Nur wenn <strong>der</strong> Evolutionsbaum<br />

durch evolutionäre Großereignisse drastisch zurückgeschnitten<br />

wird, einige Arten jedoch überleben, kann nach einer kurzen Latenzphase<br />

eine neue Blüte beginnen (Eldredge 1991: 194).<br />

Es ist aufschlussreich, bei <strong>der</strong> neuen evolutionstheoretischen Perspektive<br />

multiple und mehrschichtige Entwicklungsprozesse im Gesamtzusammenhang<br />

zu betrachten und die Vorstellung von gleichförmigen und stabilen<br />

Selektionsumwelten aufzugeben. Lebensformen entwickeln sich in heterogenen<br />

ökologischen Beziehungsgeflechten, in welchen die verschiedenen evolutionären<br />

Einheiten (Gene, Individuen, Populationen und Arten) konkurrieren<br />

und kooperieren, sich Ressourcen teilen und sich über wechselseitige<br />

Anpassung aufeinan<strong>der</strong> einspielen. <strong>Die</strong> hieraus entstehenden ökologischen<br />

Gleichgewichte bleiben jedoch grundsätzlich prekär und werden periodisch<br />

immer wie<strong>der</strong> von singulären Ereignissen zerstört (etwa Meteoriteneinschläge,<br />

globale Klimaverän<strong>der</strong>ungen usw.). <strong>Die</strong> Anpassungsziele verschiedener<br />

Lebensformen müssen immer wie<strong>der</strong> korrigiert werden. Auch <strong>der</strong><br />

Selektions- und Anpassungsdruck bleibt lokal und temporal nicht konstant.<br />

Beson<strong>der</strong>s das Nischenkonzept <strong>der</strong> Evolutionstheorie betont, dass Organismen,<br />

die an einen bestimmten Lebensraum optimal angepasst sind, in an<strong>der</strong>en<br />

Lebensräumen nicht überleben können. <strong>Die</strong>s heißt auch, dass Lebe-

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