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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konvergente Evolution und strukturelle Stabilität 139<br />

War <strong>der</strong> Betreiber ein Privatunternehmen, so bestanden keine o<strong>der</strong> nur geringe<br />

Barrieren für eine komplette Rückwärtsintegration. Bis in die 70er-<br />

Jahre hinein war dies sogar das allgemeine Leitbild <strong>der</strong> Unternehmensorganisation<br />

(Chandler 1977). Hierdurch konnten sowohl die Produktions- als<br />

auch die Transaktionskosten gesenkt und gleichzeitig auch die Abhängigkeitsprobleme<br />

ausgeschaltet werden.<br />

Bei staatlichen Netzbetreibern war dies jedoch an<strong>der</strong>s. Für den Einstieg<br />

in die Produktion von elektrischen Gütern hätten die verschiedenen Regierungen<br />

immense, in einigen Län<strong>der</strong>n sogar unüberwindbare Akzeptanzbarrieren<br />

überwinden müssen. Nur in den seltensten Fällen ist dies − auf Grund<br />

historischer Zufälle – gelungen, wie beispielsweise in Schweden. War es einem<br />

staatlichen Betreiber versagt, direkte Kontrolle über die Produktion<br />

auszuüben, und wollte dieser aber trotzdem die mit hierarchischer Integration<br />

verbundenen Produktions- und Transaktionskostensenkungen realisieren,<br />

dann war dies nur über eine Verkleinerung des Produzentenkreises erreichbar.<br />

Damit war aber das Folgeproblem verbunden, dass mit <strong>der</strong> Reduktion<br />

<strong>der</strong> Produzentenzahl das Abhängigkeitsrisiko zunahm. Letztlich ist dieser<br />

Zielkonflikt jedoch nur ein allgemeines Optimierungsproblem, bei dem<br />

gleichzeitig das Abhängigkeitsrisiko minimiert und die Produktions- und<br />

Koordinationseffizienz maximiert werden sollen. <strong>Die</strong> meisten Län<strong>der</strong> sahen<br />

offenbar eine Lösung darin, dass die Beschaffung auf wenige Lieferanten<br />

beschränkt wurde, was einerseits Größen- und Koordinationsvorteile<br />

brachte, gleichzeitig aber auch Abhängigkeitsrisiken minimierte. Darüber<br />

hinaus konnte <strong>der</strong> Monopsonist − sofern dies nicht durch Kartellabsprachen<br />

unter den Lieferanten durchkreuzt wurde − das Disziplinierungspotential <strong>der</strong><br />

limitierten »intrafamiliären« Konkurrenz einsetzen, um die Produzenten<br />

gelegentlich zu Qualitätssteigerungen o<strong>der</strong> Preissenkungen anzuregen.<br />

<strong>Die</strong> Vorteile quasi-vertikaler Integration konnten im historischen Entwicklungsprozess<br />

durchaus variieren. Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen<br />

werden, dass <strong>der</strong> Zielkonflikt zwischen Größenvorteilen und Abhängigkeit<br />

mit <strong>der</strong> Kapitalintensität und <strong>der</strong> Komplexität des Systems zunahm.<br />

Hohe Kapitalintensität verbunden mit Unteilbarkeit führte in <strong>der</strong> Regel zu<br />

einer höheren Kostendegression. Gleichzeitig steigerten die höhere Komplexität<br />

und die engere Kopplung das Abhängigkeitsrisiko.<br />

In den Anfängen <strong>der</strong> Telegrafie, als <strong>Telekommunikation</strong> noch in den Bereich<br />

Leichtindustrie fiel, war <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Lieferanten für die Netzbetreiber<br />

in <strong>der</strong> Regel groß. Meist wurden die Apparate in vielen Werkstätten und<br />

Manufakturen mit noch geringem Kapitaleinsatz produziert. Schon mit <strong>der</strong><br />

großindustriellen Kabelherstellung än<strong>der</strong>te sich die Situation. Offenbar wa-

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