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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 215<br />

Autonomie <strong>der</strong> britischen Post- und <strong>Telekommunikation</strong> seit den 20er-<br />

Jahren schon immer geringer war als die <strong>der</strong> Reichs- und Bundespost. Selbst<br />

nach <strong>der</strong> <strong>Transformation</strong> in ein öffentliches Unternehmen (1969) hatte die<br />

Post Office noch nicht jene faktische finanzpolitische Autonomie erreicht,<br />

die <strong>der</strong> Deutschen Bundespost mit dem Reichspostfinanzgesetz und dem<br />

Postverwaltungsgesetz zugestanden wurde. Weil das Post-Office-Budget<br />

weiterhin ein Teil des Staatshaushaltes war, hing das Investitionsverhalten<br />

<strong>der</strong> Post Office weiterhin von den Vorgaben des Schatzministers ab. Zudem<br />

wurde die Post Office in ihrer Geschichte häufig von »fachfremden« Ministerien<br />

kontrolliert. Seit <strong>der</strong> Integration in des Wirtschaftsministerium im<br />

Jahre 1974 existierte für Post und <strong>Telekommunikation</strong> kein eigenständiges<br />

Ministerium mehr. Zweifellos erhöhte dies das Interventionspotential aus<br />

telekommunikationsfremden Bereichen (Grande/Schnei<strong>der</strong> 1991: 466).<br />

Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> die strukturelle Handlungsfähigkeit des britischen<br />

Systems allgemein verstärkt, ist die vertikale Machtkonzentration auf<br />

Regierungs- und Verwaltungsebene. Wie Japan und Frankreich ist auch<br />

Großbritannien ein zentralistischer Einheitsstaat − im Gegensatz zu politisch<br />

fö<strong>der</strong>alen Län<strong>der</strong>n wie den USA und <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland o<strong>der</strong><br />

einem sozial segmentierten Land wie Italien. Zwar gibt es auch im Vereinigten<br />

Königreich gewisse Regionalisierungstendenzen, und die traditionsreiche<br />

Kommunal- und Regionalverwaltung erfüllt wichtige Funktionen in<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Selbstverwaltung. An<strong>der</strong>s als in den fö<strong>der</strong>alistischen<br />

Län<strong>der</strong>n sind die subnationalen Glie<strong>der</strong>ungen in Großbritannien rechtlich<br />

und finanziell jedoch in hohem Maße von <strong>der</strong> Zentralregierung abhängig.<br />

Von diesem zentralistischen und unitaristischen Prinzip ist nicht nur die institutionelle<br />

Struktur, son<strong>der</strong>n auch die sozioökonomische und politische<br />

Geographie geprägt, in <strong>der</strong> sich Wirtschaft und Politik hauptsächlich auf den<br />

Großraum London konzentrieren.<br />

Hieraus folgt, dass die Zahl <strong>der</strong> Vetopositionen und die damit zusammenhängenden<br />

Aushandlungszwänge in einem Regierungs- und Verwaltungssystem,<br />

das durch Einparteienregierungen, starke Dominanz <strong>der</strong> Regierungsspitze<br />

und Zentralverwaltung geprägt ist, deutlich geringer sind als in<br />

Län<strong>der</strong>n mit Mehrparteien-Regierungen, autonomeren Verwaltungseinheiten<br />

und fö<strong>der</strong>alen Staatsstrukturen.<br />

Parteien und Parlament<br />

Das allgemeine Merkmal <strong>der</strong> britischen Machtkonzentration gilt auch für<br />

den parteipolitischen und parlamentarischen Bereich. Das System <strong>der</strong> Mehr-

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