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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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130 Kapitel 4<br />

Insgesamt erhöhten sich daher im Laufe <strong>der</strong> Zeit nicht nur die Größen-, son<strong>der</strong>n<br />

auch die System- und Verbundvorteile.<br />

In <strong>der</strong> Entwicklung und Ausdifferenzierung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme<br />

führten die skizzierten technischen und ökonomischen Zwänge zu<br />

einer fortschreitenden horizontalen und vertikalen Integration. <strong>Die</strong> neue Privatmonopole<br />

zögerten in <strong>der</strong> Regel auch nicht, ihre Marktmacht bei <strong>der</strong> Tarifbildung<br />

einzusetzen. Darüber hinaus beschränkten sie ihre Aktivitäten<br />

meist nur auf die ertragreichsten Linien. <strong>Die</strong> immer stärker und kritischer<br />

von Kommunikation und infrastrukturellen Leistungen abhängende Wirtschaft<br />

tolerierte diese negativen Effekte jedoch immer weniger. Selbst in liberalen<br />

Staaten wie Großbritannien und USA wurde die Regierung dazu<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, die Telegrafen- und Telefonsysteme zu übernehmen, wozu allerdings<br />

nur <strong>der</strong> britische Staat in <strong>der</strong> Lage war. <strong>Die</strong> Privatsysteme wurden<br />

also weniger aus dem Motiv heraus verstaatlicht, die Monopolpolitik <strong>der</strong><br />

Privaten unter staatlicher Regie ungebrochen weiterzuführen (was die Rentseeking-Theorie<br />

im Prinzip unterstellt), son<strong>der</strong>n eher, um zu einer in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft kollektiv akzeptablen Lösung <strong>der</strong> skizzierten Entwicklungsprobleme<br />

beizutragen. <strong>Die</strong>se gewannen umso mehr an Bedeutung, je wichtiger<br />

die <strong>Telekommunikation</strong> für Wirtschaft und Gesellschaft wurde, je stärker<br />

also die verschiedenen gesellschaftlichen Teilsysteme von den Infrastrukturleistungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>ssysteme abhängig wurden.<br />

<strong>Die</strong>s soll nicht heißen, dass eine Verstaatlichung und Integration des Telegrafen<br />

den Postverwaltungen überhaupt keine Vorteile gebracht hätte. Aus<br />

<strong>der</strong> Integration bei<strong>der</strong> Kommunikationsabteilungen konnten bedeutende<br />

Verbundvorteile realisiert werden. Auf diese Effekte allein lässt sich die horizontale<br />

Integration jedoch nicht zurückführen. <strong>Die</strong>s wird insbeson<strong>der</strong>e<br />

daran deutlich, dass auch in Län<strong>der</strong>n, in denen Post und Telegrafie von Anfang<br />

an als Staatsmonopole betrieben wurden, die Vorteile <strong>der</strong> Zusammenlegung<br />

nur sehr zögernd erkannt wurden. Preußen war das erste Land, das<br />

1855 die Bereiche Post und Telegrafie unter <strong>der</strong> Ägide des Handelsministeriums<br />

auf lokaler Ebene kombinierte, weil die jungen Telegrafenstationen<br />

nicht ausgelastet waren. Kurze Zeit später wurden die beiden Bereiche jedoch<br />

wie<strong>der</strong> getrennt und die Reintegration erfolgte erst wie<strong>der</strong> 1876 im<br />

neugegründeten Deutschen Reich. Zu dieser Zeit entschied sich auch Frankreich<br />

für die Integration, während bei den techno-industriellen Nachzüglern<br />

Japan und Italien die Post- und Telegrafensysteme erst in den Jahren 1885<br />

und 1889 vereinigt wurden.<br />

Dass die Post über lange Zeit nur ein schwach ausgeprägtes Interesse an<br />

<strong>der</strong> horizontalen Integration hatte, dürfte wohl auch damit zusammenhän-

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