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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 299<br />

Nur wenige <strong>der</strong> in Kapitel 3 skizzierten theoretisch möglichen institutionellen<br />

Kombinationen wurden in <strong>der</strong> empirischen Realität im Zeitablauf genutzt.<br />

Viele Orte <strong>der</strong> potentiellen institutionellen Topologie blieben letztlich<br />

»unbewohnt«. <strong>Die</strong>s deutet darauf hin, dass die institutionellen Arrangements<br />

eines technischen Systems offenbar auch nicht unbeschränkt variiert und<br />

kombiniert werden können. Nur wenige Kombinationsformen machen Sinn<br />

und nur wenige Konfigurationen sind überlebens- beziehungsweise funktionsfähig.<br />

Auch bei großtechnischen Systemen lassen sich jene »epistatischen<br />

Kopplungen« festellen, die für Kauffman (1993) in <strong>der</strong> biologischen<br />

Welt eine <strong>der</strong> wesentlichen Dimensionen von Komplexität darstellen.<br />

<strong>Die</strong> verschiedene Systemen entwickelten sich aus unterschiedlichen Startkonfigurationen<br />

heraus zwar nicht in Richtung einer vollkommen identischen<br />

Struktur. Über die langfristige Anpassungsbewegung durch die skizzierte<br />

institutionelle Topologie entstand aber doch ein relativ einheitliches<br />

Organisationsparadigma. Daraus ist zu schließen, dass die institutionellen<br />

Entwicklungen <strong>der</strong> hier untersuchten Län<strong>der</strong> auf ähnliche Zwänge und Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

reagierten. Hiernach waren strukturelle Kräfte am Werk, die auf<br />

<strong>der</strong> Basis einer bestimmten Grundlagentechnik – das heißt eines technischen<br />

Paradigmas − zwar eine weit gehende, jedoch keine vollkommene Isomorphie<br />

zwischen technischer und institutioneller Ebene erzeugten. <strong>Die</strong>s war<br />

eine institutionelle Struktur, die lange Zeit die traditionelle Ordnung <strong>der</strong><br />

<strong>Telekommunikation</strong> darstellte. Das in diesem Organisationsparadigma gefundene<br />

institutionelle Gleichgewicht hielt sich fast ein Jahrhun<strong>der</strong>t lang<br />

und wurde erst durch die jüngste technologische Revolution erschüttert. In<br />

<strong>der</strong>en Folge öffneten sich die Systeme für einan<strong>der</strong>. Auch zeichnete sich eine<br />

Umkehrung des Entwicklungstrends in Richtung Abbau politischer Kontrolle,<br />

Senkung <strong>der</strong> horizontalen und Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vertikalen Integration<br />

sowie Einführung einer neuen Regulierungsstruktur ab.<br />

Es ist jedoch nicht sicher, ob diese Trendwende dauerhaft ist und in Zukunft<br />

nicht eine neue Konzentrationsbewegung einsetzen wird. Würde dies<br />

zutreffen, fänden die Vermutungen des amerikanischen Technikhistorikers<br />

Thomas Hughes (1983, 1987) Bestätigung. Demnach drängen großtechnische<br />

Systeme auf Grund endogener Zwänge letztlich immer auf Zentralisierung.<br />

Um mögliche Unsicherheiten auszuschalten, so Hughes (1987), würden<br />

große technische Systeme dazu tendieren, sämtliche systemrelevanten<br />

Aktivitäten und Prozesse in hierarchische Organisationsformen zu internalisieren.<br />

<strong>Die</strong>s konnte durch diese Studie insoweit bestätigt werden, als alle<br />

Systeme, unabhängig von ihren jeweiligen Startkonfigurationen, früher o<strong>der</strong><br />

später in monopolartige und hierarchische Organisationsformen übergingen.

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