07.01.2013 Aufrufe

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einleitung 35<br />

besitzt zwar Aspekte eines deduktiven Schemas, lässt sich aber nicht darauf<br />

reduzieren. Eher handelt es sich hierbei um eine Abduktion im Sinne des<br />

Pragmatisten Charles Pierce. Hierbei wird von einem (beziehungsweise<br />

mehreren) hypothetischen Gesetz und dem erklärungsbedürftigen Faktum<br />

(Resultat) darauf geschlossen, dass das Faktum ein Fall dieses probeweise<br />

angenommenen Gesetzes ist (Pierce 1878: 224–250).<br />

Manche Autoren bezeichnen solche theoriegeleiteten Rekonstruktionen<br />

historischer Entwicklungsprozesse als narrative Erklärungen. Robert Richards<br />

(1987: 17) behauptet zum Beispiel, dass die Evolutionsbiologie typischerweise<br />

narrative Erklärungen verwenden würde. In ähnlicher Weise<br />

schreibt Stephen Gould (1989: 310–315), dass er bei <strong>der</strong> Rekonstruktion von<br />

Entwicklungsprozessen komplexe Ereignisse nicht auf einfache Folgen aus<br />

Naturgesetzen reduziere. Historische Vorgänge würden natürlich keine allgemeinen<br />

Gesetze <strong>der</strong> Materie und <strong>der</strong> Bewegung verletzen, son<strong>der</strong>n in einen<br />

Bereich kontingenter Einzelheiten fallen, den man nur nacherzählen könne.<br />

<strong>Die</strong> Interpretationen müssten jedoch überprüfbar sein. Es müsse feststellbar<br />

sein, ob Hypothesen falsch o<strong>der</strong> wahrscheinlich richtig seien. Narrativanalytische<br />

Erklärungen sind daher keine bloßen Erzählungen, son<strong>der</strong>n theoriegeleitete<br />

Rekonstruktionen. Sie modellieren nicht nur Ereignisketten<br />

nach, son<strong>der</strong>n verwenden Ansätze in einer deduktiven Logik, um Argumente<br />

zu liefern, dass bestimmte Ereignisse so und nicht an<strong>der</strong>s ausfallen mussten.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Kapiteln widmen sich einer solchen theoriegeleiteten Rekonstruktion<br />

<strong>der</strong> langfristigen Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> in sechs<br />

westlichen Industrielän<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> Studie glie<strong>der</strong>t sich wie folgt: Nach einer<br />

Skizze <strong>der</strong> drei Theoriebereiche, aus denen das in dieser Studie verwendete<br />

analytische Gerüst stammt (Kapitel 2), werden in Kapitel 3 zunächst die<br />

Entwicklungen skizziert. Hierbei handelt es sich um eine verdichtete Darstellung<br />

<strong>der</strong> historischen Län<strong>der</strong>fallstudien zur institutionellen Entwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> in den vergangenen 150 bis 200 Jahren, die, wie<br />

erwähnt, bereits an an<strong>der</strong>er Stelle publiziert worden sind (Schnei<strong>der</strong> 1999).<br />

In den Kapiteln 4 bis 6 erfolgt eine mehrstufige Erklärungsskizze, warum<br />

die verschiedenen Prozesse so und nicht an<strong>der</strong>s verliefen. Im letzten Teil<br />

werden diese Ergebnisse zusammengefasst und verschiedene Aspekte über<br />

den Fall hinaus generalisiert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!