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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Einleitung 23<br />

unangemessen erachtet (Riegel 1985). Im Gegenteil: Man begreift politische<br />

Entwicklungen als Ergebnisse bewusster Entscheidungen. Der Begriff des<br />

Politischen unterscheidet sich beispielsweise vom Ökonomischen ja gerade<br />

dadurch, dass über ein allgemeinverbindliches Entscheidungszentrum Daseinsbedingungen<br />

bewusst gestaltet werden. Dagegen entwickeln sich gesellschaftliche<br />

Aggregatwirkungen in ökonomischen Prozessen eher unbewusst<br />

»hinter dem Rücken« von Akteuren.<br />

Überdies ist es schwierig, trotz des säkularen Demokratisierungsprozesses<br />

jene progressiven und kontinuierlichen Elemente in <strong>der</strong> Politik zu entdecken,<br />

die in <strong>der</strong> Biologie eine Höherentwicklung erklären können. Es ist ja<br />

auch nicht zu leugnen, dass politische Prozesse häufig diskontinuierlich<br />

verlaufen. Revolutionäre Umwälzungen, Krisen und Zusammenbrüche<br />

scheinen geradezu charakteristisch für politische Entwicklungen zu sein.<br />

Schließlich machen viele Politikanalysen deutlich, dass es − im Gegensatz<br />

zu unilinearen Konvergenzvorstellungen traditioneller evolutionstheoretischer<br />

Konzepte − mehrere Entwicklungspfade in die politische Mo<strong>der</strong>ne<br />

gab, und dass eine Vielfalt ungleich entwickelter Politikformen weiterhin<br />

miteinan<strong>der</strong> koexistieren.<br />

<strong>Die</strong>se Kritik ist jedoch nur bei konventionellen Evolutionstheorien angemessen.<br />

Gerade in den Naturwissenschaften wurden in den letzten Jahrzehnten<br />

verschiedene Konzepte entwickelt, die in <strong>der</strong> Lage sind, sowohl graduelle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen als auch diskontinuierliche Prozesse zu erfassen. Zudem<br />

hat sich mit dem Konzept <strong>der</strong> kulturellen Evolution eine Perspektive herausgebildet,<br />

die einerseits den Aspekt <strong>der</strong> bewussten Selektion in Evolutionsprozesse<br />

integriert, an<strong>der</strong>erseits aber auch Bedingungen spezifizieren<br />

kann, unter denen die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Evolution variiert und die<br />

Sprunghaftigkeit institutionellen und sozialen Wandels zunehmen kann.<br />

Das Ziel dieser Studie ist daher, mit <strong>der</strong> Anwendung neuzeitlicher evolutionstheoretischer<br />

Konzepte den strukturellen und institutionellen Wandel in<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> zu erklären. Sowohl in <strong>der</strong> Erklärung <strong>der</strong> Morphogenese<br />

institutioneller Steuerungsstrukturen als auch in <strong>der</strong> Deutung von<br />

<strong>Transformation</strong>sprozessen dieser institutionellen Arrangements soll auf<br />

neuere evolutionstheoretische Ansätze zurückgegriffen werden.

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