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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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184 Kapitel 5<br />

allem durch das Wachstum großer Konglomerate seit dem Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, gegen jegliche Formen von Monopolisierung und Kartellisierung<br />

richtete. Bereits vor mehr als hun<strong>der</strong>t Jahren hatte dies zu Gesetzen geführt,<br />

mit <strong>der</strong> jegliche Formen horizontaler und vertikaler Kooperation regelrecht<br />

kriminalisiert wurden (Sherman Act von 1890 und Fe<strong>der</strong>al Trade<br />

Commission und Clayton Acts von 1914). In diesem Kontext kam ein Megaunternehmen<br />

wie die AT&T natürlich einer Dauerhäresie gleich. Seit Anfang<br />

des Jahrhun<strong>der</strong>ts hatten mehrere Regierungen versucht, diesen Machtkomplex<br />

aufzuspalten, und jedes Mal war es dem Bell-System gelungen, einer<br />

Nie<strong>der</strong>lage durch strategischen Rückzug zu entgehen: Im Jahre 1913<br />

gab es deswegen den Besitz <strong>der</strong> Telegrafengesellschaft Western Union auf,<br />

1926 trennte es sich von seinem Rundfunknetz, und 1956 beschränkte sich<br />

AT&T nur noch auf die Bereitstellung von <strong>Telekommunikation</strong>sdiensten.<br />

Darüber hinaus kam dem Bell-System immer wie<strong>der</strong> eine unternehmerfreundliche<br />

republikanische Regierung zu Hilfe.<br />

Mit dem weiteren Wachstum <strong>der</strong> Megafirma wurde die geduldete Asymmetrie<br />

jedoch zunehmend prekärer. Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre war AT&T das<br />

größte Unternehmen <strong>der</strong> Welt und kontrollierte ein Vermögen, das General<br />

Motors und selbst das Volkseinkommen einiger Industriestaaten übertraf.<br />

Für Sonny Kleinfield (1981) war die Megafirma AT&T ein Staat im Staate.<br />

Sie war größter amerikanischer Grundeigentümer, verfügte über eine Flotte<br />

von 177.000 Firmenwagen sowie über siebzehn eigene o<strong>der</strong> gemietete Flugzeuge.<br />

Ihre Einnahmen betrugen Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre fast zwei Prozent des<br />

Volkseinkommens <strong>der</strong> USA. In diesem Kontext wurde die Frage gestellt:<br />

»How big is too big?« Um die Jahrtausendwende, so schätzte man, werde<br />

<strong>der</strong> AT&T-Umsatz etwa 5 Prozent des Bruttosozialprodukts <strong>der</strong> USA betragen.<br />

Kleinfield (1981: 306) zitiert in diesem Zusammenhang den Vizepräsidenten<br />

<strong>der</strong> Continental Telephone, La Blanc, <strong>der</strong> dies so kommentierte:<br />

»There’s a social question in my mind whether any company can be five<br />

percent of the GNP. Man, is that big.«<br />

Als in den 70er-Jahren das Antitrustthema hochgespielt wurde, war es<br />

nicht nur tragisch, dass die AT&T nichts mehr hatte, was so leicht wie früher<br />

abzugeben war. Darüber hinaus hatte sich die Anti-Bell-Allianz enorm<br />

verbreitert. An<strong>der</strong>s als in den 50er-Jahren beschränkte sie sich nicht mehr<br />

auf Demokraten, die <strong>der</strong> Großindustrie feindlich gesonnen waren. Auch innerhalb<br />

<strong>der</strong> Republikaner hatte eine monopolfeindliche neoliberale Fraktion<br />

an Stärke gewonnen. <strong>Die</strong>se »unheilige Allianz« fand ihren Ausdruck in <strong>der</strong><br />

Deregulierungspolitik, die bereits von <strong>der</strong> Ford-Administration angestoßen,<br />

aber von <strong>der</strong> Carter-Regierung erst richtig in Schwung gebracht wurde. Mit

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