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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 265<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg war sie ein Stabilitätsfaktor, <strong>der</strong> über bewegte politische<br />

Zyklen hinweg ein hohes Maß an Kontinuität schuf. Auch heute werden<br />

bei französischen Regierungswechseln in <strong>der</strong> Regel nur die obersten<br />

Spitzenbeamten ausgetauscht.<br />

Noch stärker als in Japan trägt zur Dominanzposition <strong>der</strong> Verwaltung die<br />

extrem selektive Elitenrekrutierung bei (Birnbaum 1987). Durch diese wird<br />

gewährleistet, dass nur die besten Beamten in die administrativen Kernbereiche,<br />

den »Grand corps« (Staatsrat, Rechnungshof, Finanzinspektion usw.)<br />

gelangen. Als Selektoren fungieren Elite-Schulen (vornehmlich die École<br />

Nationale d’Administration [ENA] und die École Polytechnique, aber auch<br />

an<strong>der</strong>e Grandes Écoles), die nicht nur Auswahl- son<strong>der</strong>n auch wichtige politische<br />

Sozialisationsfunktionen erfüllen (»esprit de corps!«). Insgesamt wird<br />

hierdurch ein hoch qualifiziertes Personalreservoir geschaffen, auf das nicht<br />

nur die Staatsbürokratie, son<strong>der</strong>n auch die meisten französischen Privatunternehmen<br />

zurückgreifen.<br />

<strong>Die</strong> gemeinsame Ausbildung <strong>der</strong> administrativen und wirtschaftlichen<br />

Elite einerseits und <strong>der</strong> starke Anteil öffentlicher o<strong>der</strong> gemischter Unternehmen<br />

an<strong>der</strong>erseits trägt in Frankreich zu <strong>der</strong> oft bemerkten Erscheinung <strong>der</strong><br />

»pantouflage« bei, ein häufiger Wechsel zwischen öffentlichen und privatwirtschaftlichen<br />

Führungsposten (Quermonne 1991), <strong>der</strong> gewisse Ähnlichkeiten<br />

mit dem japanischen »amakudari«-System aufweist (Hayward 1986:<br />

31–35). Auch in Frankreich wechseln Beamte des Öfteren auf Führungsposten<br />

ihrer ehemaligen privatwirtschaftlichen Klienten (Verbände, Unternehmen),<br />

wodurch sich persönliche Beziehungen zwischen Bürokratie und<br />

Wirtschaft etablieren. Daneben basieren viele dieser persönlichen Netzwerke<br />

auch auf den alten elitären Ausbildungskontakten (Schlencker 1987: 119;<br />

Lamarque 1994: 19–25).<br />

Eine weitere Wirkung <strong>der</strong> administrativen Elitenrekrutierung ist, dass die<br />

Verwaltung in geringerem Maße von parteipolitischen Interessen penetriert<br />

wird als in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Zwar wird die parteipolitische Führungselite<br />

meist ebenfalls aus den Verwaltungsspitzen rekrutiert. Italienische o<strong>der</strong> japanische<br />

Patronagebeziehungen blieben lange Zeit jedoch die Ausnahme,<br />

obwohl diverse Korruptionsskandale dieses Neutralitätsimage <strong>der</strong> französischen<br />

Verwaltung etwas angekratzt haben.<br />

Unter den hier untersuchten Län<strong>der</strong>n weist die französische Ministerialverwaltung<br />

zweifellos den höchsten Zentralisierungsgrad auf. <strong>Die</strong> Kompaktheit<br />

ihrer Organisation sollte man allerdings nicht wörtlich nehmen. Selbst<br />

hoch zentralisierte Verwaltungen sind keine monolithischen Gebilde, son<strong>der</strong>n<br />

bestehen aus vielen unterschiedlichen Akteuren. Auch dort gibt es

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