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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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302 Kapitel 7<br />

sungszwänge ebenfalls gering. Insgesamt waren die allgemeinen industriellen<br />

Wettbewerbsvorteile, die von den unterschiedlich leistungsfähigen Kommunikationsinfrastrukturen<br />

abhingen, bis in die 80er-Jahre zu schwach, um<br />

auf diese indirekte Weise wirksame Anreize für eine <strong>Transformation</strong> <strong>der</strong><br />

Systeme zu setzen.<br />

Anpassung durch absichtsvolle <strong>Transformation</strong><br />

Anpassung auf darwinistische natürliche Selektion zu reduzieren wäre in einem<br />

nicht biologischen, kulturellen Kontext natürlich abwegig. Wie im<br />

zweiten Kapitel dargestellt, werden in den neueren Varianten <strong>der</strong> Makroevolution<br />

und beson<strong>der</strong>s in den Modellen <strong>der</strong> kulturellen Evolution neben<br />

<strong>der</strong> natürlichen Selektion weitere Mechanismen ins Spiel gebracht, die auf<br />

das aktive Anpassungsverhalten von Organismen abheben. Im Kontext kultureller<br />

Evolution sind institutionelle Verän<strong>der</strong>ungen nicht nur als passiver<br />

Verdrängungsprozess, son<strong>der</strong>n auch über aktive und bewusste Re-Programmierung<br />

denkbar. Im Unterschied zum darwinschen Anpassungsmechanismus<br />

können sich Formverän<strong>der</strong>ungen nicht nur über blinde Variation und<br />

natürliche Selektion, son<strong>der</strong>n über bewusste <strong>Transformation</strong>sentscheidungen<br />

umsetzen. Mittels Versuch-und-Irrtum können institutionelle Arrangements<br />

über interne Selektionsmechanismen optimiert werden. Ähnlich verhält es<br />

sich mit Nachahmungsstrategien, bei denen vorteilhafte Formen in an<strong>der</strong>en<br />

Zusammenhängen beobachtet werden und in den eigenen Kontext eingefügt<br />

werden.<br />

Wie bereits im zweiten Kapitel hervorgehoben, ermöglicht die kulturelle<br />

Evolution nicht nur, neu erworbene Eigenschaften unmittelbar zu konservieren<br />

(Retention), son<strong>der</strong>n auch direkt vertikal und horizontal weiterzugeben.<br />

Allein die Beobachtung o<strong>der</strong> Perzeption vorteilhafter Steuerungsformen in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, mit denen ein betreffendes Land in keinem Konkurrenzverhältnis<br />

stehen muss, kann nationale Akteure ermutigen, ihre überkommenen<br />

Regelungsstrukturen zu transformieren. Derartige Mechanismen können<br />

relativ systematisch wirken, indem die »indirekt konkurrierenden« Län<strong>der</strong><br />

ihre jeweiligen institutionellen Varianten systematisch beobachten und komparative<br />

Verbesserungen, die intendiert o<strong>der</strong> unintendiert entstehen, kopieren<br />

o<strong>der</strong> mit Modifikationen übernehmen.<br />

Im Unterschied zu biologischen Formen, die vor <strong>der</strong> gentechnischen Revolution<br />

dem direkten Zugriff des Menschen weitgehend entzogen waren<br />

(eine abgeschwächte Form dieses Zugriffs war natürlich immer die so genannte<br />

»Zuchtwahl«), standen kulturelle o<strong>der</strong> institutionelle Formen zumin-

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