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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 37<br />

es schnell zu einem gemeinsamen Bezugspunkt einer ganzen Reihe von theoretischen<br />

Diskursen avanciert (einen Überblick geben Schnei<strong>der</strong>/Kenis 1996).<br />

Das zentrale Verdienst des Governance-Ansatzes liegt darin, eine alternative<br />

Sichtweise auf gesellschaftliche Steuerung und Selbstregulierung anzubieten,<br />

indem neben hierarchischen Formen dezentrale Steuerungsarragements<br />

ergänzt werden.<br />

In gewisser Hinsicht ist dies eine Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> kybernetisch-holistischen<br />

Perspektive <strong>der</strong> 60er-Jahre, die Reproduktion und Ordnungsbildung<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft als zentrale Probleme zu thematisieren. In konfliktorientierten<br />

und rationalen Handlungsansätzen <strong>der</strong> 70er- und 80er-Jahre<br />

sind solche Systemzusammenhänge jedoch weitgehend aus dem analytischen<br />

Blick geraten. Das Governance-Konzept betont hingegen wie<strong>der</strong>, wie soziale<br />

Ordnung trotz Interessenkonflikten und beschränkten Informationsverarbeitungskapazitäten<br />

über individuelles Akteurhandeln reproduziert und in<br />

einem – wenn auch labilen – Gleichgewicht gehalten werden kann. <strong>Die</strong>se<br />

Ordnungsfrage wird nun von <strong>der</strong> Mikroebene her angegangen und weitgehend<br />

über spezifische institutionelle Mechanismen erklärt.<br />

Der Kern <strong>der</strong> Governance-Perspektive ist somit, die Frage nach gesellschaftlichen<br />

Integrationsmechanismen und Problemlösungskapazitäten mit<br />

einer Institutionenanalyse zu beantworten. Dabei geht es letztlich um die<br />

Entwicklung einer Theorie sozialer und politischer Institutionen, die sich<br />

nicht auf die Beschreibung von Phänomenen beschränkt, son<strong>der</strong>n auch Erklärungen<br />

anbietet.<br />

Im Unterschied zum alten Institutionalismus setzt <strong>der</strong> Governance-Ansatz<br />

die Entstehung von soziopolitischen Gleichgewichtssituationen nicht einfach<br />

voraus, son<strong>der</strong>n versucht sie mikroanalytisch aus dem Zusammenwirken<br />

von Akteuren, Interaktionsformen und institutionellen Arrangements zu<br />

erklären (Scharpf 2000). Dadurch lässt sich gesellschaftliche Selbststeuerung<br />

als Prozess sehen, in dem die systemintegrativen Ziele von individuellem<br />

und korporativem Handeln über institutionelle Strukturierung erreicht<br />

werden. <strong>Die</strong>ses Konzept ist am besten als »institutionelle Steuerung« ins<br />

Deutsche zu übersetzen (Kenis/Schnei<strong>der</strong> 1996). Unabhängig von Analyseebene<br />

und Untersuchungsbereich geht es nun um eine akteurzentrierte und<br />

mikrofundierte Spezifizierung <strong>der</strong> Institutionenanalyse (Mayntz/Scharpf<br />

1995; Scharpf 2000).<br />

Wichtige Forschungsfragen dieses Ansatzes beschränken sich in dieser<br />

Herangehensweise nicht darauf, die vielfältigen institutionellen Voraussetzungen<br />

für das Funktionieren von sozialen Koordinationsformen wie Markt<br />

und Hierarchie herauszuarbeiten, son<strong>der</strong>n betreffen auch die Funktionsweise

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