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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Steuerungsstrukturen großtechnischer Systeme 41<br />

<strong>Die</strong> erste richtungsweisende Studie aus dieser Perspektive wurde vom<br />

amerikanischen Technikhistoriker Thomas Hughes (1983, 1987) zur historischen<br />

Entwicklung von Elektrizitätsnetzen vorgelegt. Neu an diesem Ansatz<br />

ist, dass beson<strong>der</strong>s die Zwänge herausgehoben werden, die aus <strong>der</strong> großflächigen<br />

Vernetzung, dem Systemcharakter und <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> vernetzten<br />

Technologien herrühren und sich in speziellen soziotechnischen Problemlagen<br />

und Entwicklungsmustern äußern. In diesem Sinne hat Hughes<br />

beispielsweise auf systematische Unterauslastungs- und Flaschenhals-Probleme<br />

hingewiesen und hierfür den Begriff »reverse salients« geprägt, <strong>der</strong><br />

aus seiner Perspektive neben dem »load factor« (ähnlich <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Kapazitätsauslastung) eine wichtige Evolutionsbedingung großtechnischer<br />

Systeme darstellt (Hughes 1987). Eine weitere These ist die wachsende<br />

Zentralisierung dieser Systeme und ihre zunehmende Inkorporation von<br />

bislang nichtkontrollierten Umweltelementen sowie <strong>der</strong>en Unterwerfung<br />

unter eine singuläre Kontrollinstanz. Systembauer versuchten, ihre Kontrolle<br />

über das System zu maximieren und damit den Einfluss <strong>der</strong> unberechenbaren<br />

Umwelt zurückzudrängen. Evidenzen für diese schleichende<br />

Kontrollexpansion lassen sich in vielen Bereichen finden. Eine sehr umfassende<br />

Zusammenstellung von Mechanismen und Verfahren zunehmend<br />

technisierter Kontrolle hat Beniger (1986) vorgelegt worden.<br />

Aufbauend auf dieser theoretischen Spezialisierung in <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen<br />

Technikforschung hat sich eine umfassende und zunehmend<br />

differenzierte internationale Diskussions herausgebildet. Dabei wurden die<br />

Untersuchungsobjekte nicht nur auf alle denkbaren großtechnische Systeme<br />

und Infrastrukturen ausgedehnt, son<strong>der</strong>n auch spezifische Funktionsaspekte,<br />

Formprinzipien und Entwicklungsmuster dieser Systeme geson<strong>der</strong>t untersucht<br />

werden (La Porte 1991; Summerton 1994; Braun/Joerges 1994; Coutard<br />

1999).<br />

Eine dieser Spezialisierungen ist die Beschäftigung mit den Koordinations-<br />

und Steuerungsstrukturen von <strong>Telekommunikation</strong>ssystemen (Schnei<strong>der</strong><br />

1991, 1993; Schmidt/Werle 1998; Genschel/Werle 1996; Genschel<br />

1995). Eine zentrale Frage zielt dabei auf den Zusammenhang zwischen den<br />

spezifischen technischen Anfor<strong>der</strong>ungen dieser Systeme und den möglichen<br />

ökonomischen und politischen Koordinations- und Steuerungsformen, die<br />

interne Funktionsbedingungen garantieren als auch mögliche unerwünschte<br />

Wirkungen auf die übrige Gesellschaft verhin<strong>der</strong>n sollen. Im Unterschied<br />

zur allgemeinen Analyse gesellschaftlicher Steuerungsstrukturen ist diese<br />

Problematik bei technischen Leistungsstrukturen insbeson<strong>der</strong>e deshalb reizvoll,<br />

weil funktionelle Anfor<strong>der</strong>ungen und »systemische Imperative« hier

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