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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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272 Kapitel 6<br />

6.7 Italien: Europäische Auswege aus <strong>der</strong><br />

Entscheidungsfalle<br />

Das letzte Land auf <strong>der</strong> Liberalisierungs- und Privatisierungszeitachse ist<br />

Italien. <strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> dort ebenfalls realisierten institutionellen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

erfolgten erst in jüngster Zeit und im Grunde nur als Anpassungsbewegung<br />

an die europäische Einigungsdynamik. Gleichzeitig wiesen die institutionellen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in Italien die geringste <strong>Transformation</strong>stiefe<br />

auf. Das Monopol <strong>der</strong> bisherigen Betreiber wurde lange Zeit nur an wenigen<br />

Stellen durchlöchert. Auf <strong>der</strong> Privatisierungsdimension war Italien erst mit<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> neuen Telecom Italia und dem Beginn ihrer Veräußerung<br />

ein Sprung nach vorn gelungen.<br />

Erstaunlich an <strong>der</strong> gesamten Anpassungsbewegung ist ihre Verspätung.<br />

Und dies insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund, dass das italienische <strong>Telekommunikation</strong>ssystem<br />

sich bereits seit den 70er-Jahren in einer Dauerkrise befand<br />

und institutionelle Reformen aus <strong>der</strong> Leistungsperspektive schon seit<br />

mehreren Jahrzehnten auf <strong>der</strong> politischen Tagesordnung standen. Wie nachfolgend<br />

gezeigt wird, ist die Erklärung hauptsächlich in <strong>der</strong> geringen Entscheidungs-<br />

und Handlungsfähigkeit des italienischen politischen Systems<br />

zu suchen. Insgesamt ist <strong>der</strong> Fall Italien ein instruktives Beispiel dafür, dass<br />

Performanzmängel von Leistungsstrukturen nicht unmittelbar zu Reformen<br />

führen müssen, son<strong>der</strong>n diese durch vielschichtige politische Verflechtungsstrukturen<br />

blockiert sein können.<br />

Interessenstruktur<br />

Der Ausgangspunkt <strong>der</strong> gegenwärtigen italienischen Reformpolitik war das<br />

wachsende Leistungsdefizit des Telefonsystems, das seit Ende <strong>der</strong> 70er-Jahre<br />

in Öffentlichkeit und Politik beständig thematisiert wurde. <strong>Die</strong> schlechte<br />

Qualität <strong>der</strong> Technik, die lange Warteliste und <strong>der</strong> niedrige Ausbaugrad (im<br />

Sinne <strong>der</strong> Telefondichte) wurden von allen relevanten politischen Kräften<br />

kritisiert. Auch die Problemdiagnose war im Grunde immer dieselbe: Als<br />

Hauptursache <strong>der</strong> Malaise galt die technische und institutionelle Zersplitterung<br />

des Systems. Durch seine oben skizzierte Son<strong>der</strong>entwicklung hatte sich<br />

die italienische <strong>Telekommunikation</strong> seit den 20er-Jahren auch institutionell<br />

in zunehmendem Maße fragmentiert. Bezogen auf den neuen internationalen<br />

institutionellen Entwicklungstrend bedeutet dies, dass in den sich ständig<br />

wie<strong>der</strong>holenden Reforminitiativen nicht auf eine Dezentralisierung, son<strong>der</strong>n<br />

im Gegenteil auf eine Zentralisierung des institutionellen Spektrums hinge-

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