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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Der Ausbruch aus dem Stabilitätsgebiet 181<br />

Leistungen des Systems gewissermaßen fraglos vorausgesetzt wurden. <strong>Die</strong>s<br />

würde darauf hinweisen, dass Infrastrukturleistungen, die nicht im permanenten<br />

Blickwinkel <strong>der</strong> Betrachtung stehen, meist jene sind, die auch funktionieren.<br />

Insofern ist zu vermuten, dass die enormen Leistungen (vor allem<br />

das frühe Erreichen des »universal service«-Ziels) nicht nur zu einem tendenziell<br />

steigenden Anspruchsniveau, son<strong>der</strong>n auch zu Anspruchsverschiebungen<br />

in dem Sinne führten, dass <strong>der</strong> erreichte Standard inzwischen als<br />

natürlich betrachtet wurde, und die Ansprüche an das System sich auf mehr<br />

Effizienz und Kostensenkung verlagern konnten (Noam 1987). Dabei war<br />

man sich offenbar wenig bewusst, dass <strong>der</strong> erreichte Standard vielleicht nur<br />

durch bestimmte Effizienzeinbußen (im Sinne von Redundanz) zu halten<br />

war.<br />

Ein »systemfrem<strong>der</strong>« (weil nicht leistungsbezogener) Anstoß, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

zunehmenden Größe von AT&T zusammenhing, kam aus <strong>der</strong> Regulierungspolitik,<br />

die man mit dem Begriff Paul Kennedys (1989) vielleicht sogar als<br />

»strategische Überdehnung« bezeichnen kann. Mit zunehmen<strong>der</strong> Größe,<br />

wachsen<strong>der</strong> Binnendifferenzierung und beständig komplexeren internen Finanzbeziehungen<br />

wurde es für die Regulierungsagenturen immer schwieriger,<br />

das vertikal integrierte Mammutunternehmen auf <strong>der</strong> Basis des Rate-ofreturn-Systems<br />

zu regulieren. Denn dieses Ansinnen setzt immerhin voraus,<br />

dass <strong>der</strong> Regulator in <strong>der</strong> Lage ist zur Beurteilung <strong>der</strong> Gebührenhöhe die<br />

wirklichen Kosten zu bestimmen. Mit zunehmen<strong>der</strong> Größe stiegen die hierfür<br />

anfallenden Informations- und Überwachungskosten.<br />

Einen Eindruck vom Ausmaß des Informationsproblems vermittelt Alan<br />

Stone (1989: 285) mit seiner Beschreibung <strong>der</strong> Informationsverarbeitung im<br />

Gerichtsverfahren, das im Jahr 1982 zur Aufspaltung <strong>der</strong> AT&T führte.<br />

Zwar war die Anklageschrift US vs. AT&T nur 14 Seiten lang. Sie löste jedoch<br />

eine gigantische Informationslawine aus. In <strong>der</strong> Vorprozessphase wurde<br />

eine Dokumentation mit 45.000 Seiten zusammengestellt; Zeugenaussagen<br />

wurden auf mehr als 25.000 Seiten transkribiert; die Antitrust-Abteilung<br />

trug zu diesem Fall mehr als 8.000 Akten mit über 180.000 Seiten zusammen.<br />

In <strong>der</strong> Eröffnungsphase hatte das Justizministerium AT&T und alle<br />

Bell-Gesellschaften aufgefor<strong>der</strong>t, sämtliche Dokumente seit den 30er-Jahren,<br />

die sich auf Beschaffungsmaßnahmen bei Western Electric bezogen, herauszugeben.<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> AT&T wurde geschätzt, dass dies allein 20.000<br />

Mannstunden und damit 300 Millionen Dollar kosten würde. Vor dem Hintergrund<br />

dieses Informationsproblems hatte sich in den 70er-Jahren bei relevanten<br />

politischen Kräften daher die Überzeugung herausgebildet, dass die-

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