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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 257<br />

Natürlich könnte man einwenden, dass im Zeitalter flexibler Spezialisierung<br />

grundsätzlich jedes Unternehmen an weniger regulierten Kommunikationsformen<br />

interessiert sein müsste. Bis in die 80er-Jahre hinein ließen sich<br />

<strong>der</strong>artige Ziele aber innerhalb <strong>der</strong> von <strong>der</strong> DGT angebotenen Datennetze realisieren.<br />

Es ist bezeichnend, dass <strong>der</strong> schon zur Zeit <strong>der</strong> Telefonkrise gegründete<br />

Club Informatique des Grandes Entreprises Françaises (CIGREF),<br />

<strong>der</strong> die Spezialnutzerinteressen <strong>der</strong> französischen Großwirtschaft (Industrieunternehmen<br />

und Banken) vertritt, immer in einem äußerst kooperativen<br />

Verhältnis mit <strong>der</strong> DGT/France Télécom stand. Er repräsentierte Anfang<br />

<strong>der</strong> 90er-Jahre etwa siebzig Großfirmen, ein Drittel davon Banken und Versicherungen.<br />

Im Kontrast zur britischen Situation zeigten die französischen<br />

Großnutzer ein ausgeprägtes Interesse an einer Erhaltung des institutionellen<br />

Status quo. Bemerkenswert ist, dass <strong>der</strong> CIGREF nie <strong>der</strong> INTUG beigetreten<br />

ist, weil diese als zu liberal und US-lastig betrachtet wurde (Vedel/<br />

Caby 1993). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gab es natürlich auch französische Nutzerinteressen,<br />

die gegenüber <strong>der</strong> DGT etwas kritischer auftraten. <strong>Die</strong>s betrifft<br />

beispielsweise die 1969 gegründete Association Française des Utilisateurs<br />

du Téléphone et des Télécommunications (AFUTT), <strong>der</strong>en bisherige Aktivitäten<br />

sich jedoch hauptsächlich auf Gebührenpolitik beschränkten. Im<br />

Vergleich zum CIGREF verfügt dieser Verband über viel geringere Ressourcen<br />

und über einen wesentlich bescheideneren Einfluss.<br />

Über diese spezialisierten Verbände hinaus werden Nutzerinteressen auch<br />

von allgemeinen Wirtschafts- und Branchenverbänden (zum Beispiel <strong>der</strong><br />

Banken) vertreten, insbeson<strong>der</strong>e durch Arbeitskreise des Wirtschaftsdachverbands<br />

Conseil National du Patronat Français (CNPF). In diesen sind −<br />

an<strong>der</strong>s als beim CIGREF − auch intermediäre Nutzer (beispielsweise<br />

VANS-Anbieter) präsent, die von einer Liberalisierung profitieren würden.<br />

Da diese Verän<strong>der</strong>ungsinteressen aber organisationsintern mit an<strong>der</strong>en, vorwiegend<br />

status-quo-orientierten Interessen akkomodifiziert werden mussten,<br />

hatten <strong>der</strong> CNPF und seine Mitglie<strong>der</strong>verbände insgesamt keine radikalen<br />

Liberalisierungspositionen einnehmen können. Entgegen seines häufig zur<br />

Schau getragenen »liberalen Credos«, hatte sich <strong>der</strong> CNPF, wie Elie Cohen<br />

(1992) bemerkt, im französischen Reformprozess stark im Hintergrund<br />

gehalten.<br />

Der Großteil französischer Wirtschaftsinteressen war letztlich an <strong>der</strong> Beibehaltung<br />

des Status quo interessiert. Rein ideologisch o<strong>der</strong> wirtschaftspolitisch<br />

motivierte Reforminteressen wie in den USA und Großbritannien waren<br />

in Frankreich eher randständig. Obwohl natürlich auch in <strong>der</strong> gaullistischen<br />

Rassemblement pour la République (RPR) neoliberale Tendenzen

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