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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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72 Kapitel 2<br />

Auch das bereits zitierte Verständnis Adam Fergusons (1767: 258) von<br />

institutioneller Entwicklung zielt in Richtung gradualistischer Vorstellungen:<br />

Einerseits erlaubten Institutionen – er benutzt den Begriff Konventionen<br />

− eine Fixierung menschlichen Verhaltens, an<strong>der</strong>erseits könnten Konventionen<br />

jedoch an neue Situationen angepasst werden. <strong>Die</strong> menschliche<br />

Entwicklung sei deshalb letztlich ein Kreislauf, in dem institutionell vorgeprägte<br />

Handlungsziele über Versuch und Irrtum zu Handlungsresultaten<br />

führten, die oft über die Ziele hinausreichen. Institutionen entstünden größtenteils<br />

unbeabsichtigt; oft würde als Wirkung planvoller Überlegung betrachtet,<br />

was wahrscheinlich nur die Wirkung einer früheren Situation gewesen<br />

sei. Derjenige, <strong>der</strong> zuerst sagte, »ich will mir dieses Feld aneignen,<br />

ich will es meinen Erben hinterlassen«, hätte nicht wahrgenommen, dass er<br />

die Grundlagen bürgerlicher Gesetze und politischer Einrichtungen schuf:<br />

»<strong>Die</strong> Nationen stoßen gleichsam im Dunklen auf Einrichtungen, die zwar<br />

durchaus das Ergebnis menschlichen Handelns sind, nicht jedoch die Durchführung<br />

irgendeines menschlichen Planes« (Ferguson 1767: 258).<br />

Mit Wirkung einer früheren Situation ist offenbar gemeint, was weiter oben<br />

mit Pfadabhängigkeit bezeichnet wurde. Institutionelle Strukturen können<br />

sich in Sackgassen hineinentwickeln, wie dies im Zusammenhang <strong>der</strong><br />

Fitnesslandschaft verdeutlicht worden ist. Ferner wird über die Entstehung<br />

von Regelkomplexen das Problem aufgeworfen, dass mit <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Komplexität einer Regelstruktur Verän<strong>der</strong>ungen immer voraussetzungsreicher<br />

werden. Wenn sich institutionelle Regelkomplexe intern ausdifferenzieren,<br />

gleichzeitig jedoch weiterhin starke Interdependenzen und Komplementaritätsbeziehungen<br />

existieren, dann setzt Verän<strong>der</strong>ung eine simultane<br />

<strong>Transformation</strong> und Reorganisation <strong>der</strong> Beziehungen zwischen den Regelkomponenten<br />

und -elementen voraus. Hieraus lässt sich schließen, dass mit<br />

zunehmendem Komplexitätsaufbau die Verän<strong>der</strong>ungsschritte kleiner werden,<br />

wenn sich erstens die »Koordinationstechnologien« des Wandels nicht<br />

ebenfalls entwickelten und zweitens »Systemkrisen« o<strong>der</strong> »Komplexitätszusammenbrüche«<br />

ausblieben. Aber gerade Letztere haben sich immer wie<strong>der</strong><br />

als Katalysatoren des institutionellen Wandels erwiesen.<br />

Diskontinuierlicher Wandel<br />

<strong>Die</strong> beiden letztgenannten Bedingungen, die zu diskontinuierlichem und beschleunigtem<br />

Wandel führen, lassen sich sowohl aus <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> »durchbrochenen<br />

Gleichgewichte« als auch aus <strong>der</strong> kulturellen Evolutionstheorie<br />

ableiten. Anhänger des Ansatzes <strong>der</strong> durchbrochenen Gleichgewichte be-

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