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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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58 Kapitel 2<br />

enthalten. Reproduzieren sich verstärkt die erfolgreichen Sequenzen, dann<br />

verkürzt sich dieser Suchprozess ganz deutlich (Wimsatt 1986). Damit ist<br />

letztlich »Lernen aus Erfolg« beschrieben: Mit je<strong>der</strong> Fixierung eines »erfolgreichen«<br />

Sequenzelements, das etwa dem leisen »Klick« einer richtigen<br />

Einstellung eines Ziffernrads entspricht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,<br />

durch blinde Variation <strong>der</strong> noch freien Glie<strong>der</strong> die Zielkombination zu finden.<br />

Viele <strong>der</strong> oben diskutierten Konzepte lassen sich in den Ansatz zerklüfteter<br />

Fitnesslandschaften integrieren, den Kauffman (1993, 1995, 1996) mit<br />

seinem NK-Modell vorgelegt hat. Auf sozialwissenschaftlicher Seite ist dieses<br />

Modell insbeson<strong>der</strong>e in den Organisations- und Managementwissenschaften<br />

aufgenommen worden (Levinthal 1997; An<strong>der</strong>son 1999; McKelvey<br />

1999; Kappelhoff 2000). In diesem Modell wird hauptsächlich die variierende<br />

Interaktionsdichte beziehungsweise Interdependenz von evolutionären<br />

Einheiten (zum Beispiel Genverbindungen) problematisiert.<br />

Wenn N die Zahl dieser Evolutionseinheiten repräsentiert, die jeweils<br />

unterschiedliche Zustände annehmen können, und die Teilmenge K die Zahl<br />

<strong>der</strong> übrigen Einheiten, mit denen eine solche Einheit jeweils vernetzt ist o<strong>der</strong><br />

interagiert, dann lassen sich je nach Größe von K sehr unterschiedliche Evolutionstendenzen<br />

feststellen. Der Maximalwert von K liegt vor, wenn jede<br />

Einheit mit allen an<strong>der</strong>en Einheiten vernetzt ist (N-1). Der Minimalwert ist<br />

0. Bei diesem Zustand sind alle Einheiten vollkommen unabhängig voneinan<strong>der</strong>.<br />

K repräsentiert damit Interdependenz. Kauffman nennt diese Verbundenheit<br />

auch »epistatische Kopplung«. <strong>Die</strong> Zustände, die die Einheiten jeweils<br />

annehmen, wirken je nach Kopplungsintensität auf die an<strong>der</strong>en Einheiten.<br />

<strong>Die</strong>s können Komplementaritätsbeziehungen aber auch Inkompatibilitäten<br />

sein. Bestimmte Genkombinationen vertragen sich nicht, genauso wie<br />

bei Wörtern nur verhältnismäßig wenige Buchstabenkombinationen einen<br />

Sinn ergeben. Je größer K ist, desto größer ist dann die Zahl solcher wi<strong>der</strong>streitenden<br />

Randbedingungen. Evolution ist dann letztlich ein Ordnungsbildungsprozess,<br />

dessen Geschwindigkeit und Wahrscheinlichkeit in Abhängigkeit<br />

von K verläuft.<br />

Das Simulations-Modell von Kauffman ist so allgemein, dass allein mit<br />

<strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Größe des Zustandsraums und <strong>der</strong> <strong>der</strong> Interaktionsdichte<br />

ganz unterschiedliche Anpassungstopologien erzeugt werden können. Revolutionär<br />

an diesem Konzept ist, dass es möglich wird, sowohl die Ideen des<br />

Punktualismus, <strong>der</strong> Koevolution als auch <strong>der</strong> Makroevolution in einen einheitlichen<br />

Rahmen zu integrieren. Sowohl glatte und sanfte Landschaften<br />

mit einem einzigen Hügel wie auch schroffe und zerklüftete Evolutionsge-

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