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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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214 Kapitel 6<br />

<strong>der</strong> legislativen und exekutiven Mächte erkannt, die zu einer sehr effizienten<br />

Arbeitsweise <strong>der</strong> britischen Regierung führe. In <strong>der</strong> heutigen vergleichenden<br />

Regierungslehre und empirischen Demokratieforschung wird diese enge<br />

Beziehung zwischen Parlament und Exekutive als zentrales Merkmal <strong>der</strong><br />

»Westminister-Demokratie« gesehen (Lijphart 1984, 1999; Schmidt 2000).<br />

<strong>Die</strong> Quintessenz des britischen Systems liegt in einem konsequenten<br />

Mehrheitsprinzip. Das besteht darin, dass eine Partei, die auch nur einen geringen<br />

Stimmenvorsprung erzielt, im Unterhaus über eine absolute Mehrheit<br />

verfügt und eine Einparteienregierung bilden kann. Hierzu wird in <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Mehrheitspartei als Premierminister beauftragt (Lijphart<br />

1984: 6).<br />

In <strong>der</strong> Regierung selbst verfügt <strong>der</strong> Premier über eine starke Stellung<br />

trotz relativ kleinem Mitarbeiterstab in <strong>der</strong> Downing Street und kollektiver<br />

Kabinettsverantwortlichkeit. Gegenüber dem Parlament verfügt er über die<br />

Waffe <strong>der</strong> Unterhausauflösung, gegenüber seiner Partei kann er das Privileg<br />

<strong>der</strong> Ministerernennung nutzen, um sich parteiintern die Hausmacht zu sichern<br />

(Patronage). In <strong>der</strong> Kabinettsarbeit bestimmt er die Tagesordnung und<br />

die Zusammensetzung <strong>der</strong> ihm zuarbeitenden Ausschüsse. Auf Grund dieser<br />

herausragenden Stellung des Premierministers ist in <strong>der</strong> Fachliteratur häufig<br />

auf die Entwicklung zum »Prime Ministerial Government« hingewiesen<br />

worden.<br />

Viele <strong>der</strong> hier wirksamen Asymmetrien zwischen Premier und Kabinett<br />

gehen auf rein informelle Beziehungen zurück. Zum einen hängen diese<br />

damit zusammen, dass die Entscheidungsvorbereitung in zunehmen<strong>der</strong> Weise<br />

in externe Ausschüsse und Beratungskommissionen verlagert wurde. Zum<br />

an<strong>der</strong>en hatten die letzten Premiers unter den Kabinettsministern innere<br />

Kreise gebildet, welche die Stellung des Gesamtkabinetts im politischen Entscheidungsprozess<br />

tendenziell untergruben. Eine von Margaret Thatcher benutzte<br />

Spezialvariante war <strong>der</strong> Rückgriff auf kabinett- und bürokratieexterne<br />

Berater, um Kabinettskollegen vor vollendete Tatsachen zu stellen und sie<br />

ohne Mitwirkung in die kollektive Verantwortlichkeit zu zwingen (Döring<br />

1993: 210).<br />

Gleichfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Handlungsautonomie<br />

<strong>der</strong> britischen Ministerialverwaltung wesentlich geringer ist als<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland o<strong>der</strong> in Japan. Mit <strong>der</strong> starken Stellung<br />

des Premiers sind weit reichende Eingriffsmöglichkeiten in die »inneren<br />

Angelegenheiten« <strong>der</strong> verschiedenen Ressorts verbunden, was insbeson<strong>der</strong>e<br />

im telekommunikationspolitischen Reformprozess eine wichtige Rolle<br />

spielte (Grande 1989: 334). Dabei ist von Bedeutung, dass die institutionelle

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