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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Konklusion 313<br />

gen werden können. Wie erwähnt ist im Unterschied zur biologischen Evolution<br />

im kulturellen Bereich eine generellen Reprogrammierung von Regeln<br />

möglich. Dass solche Reprogrammierungen selten sind, liegt an den<br />

skizzierten Auffang- und Verankerungsmechanismen.<br />

Aus <strong>der</strong> Evolutionsperspektive <strong>der</strong> durchbrochenen Gleichgewichte können<br />

die langen Phasen institutioneller Stabilität zwar immer wie<strong>der</strong> von externen<br />

o<strong>der</strong> internen Perturbationen gestört werden. Nicht jede Erschütterung<br />

vermag das einmal gefundene Gleichgewicht jedoch zu durchbrechen. In<br />

unserem Fall wird diese relative Autonomie insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> langfristigen<br />

Betrachtung <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>sentwicklung deutlich. Es ist beeindruckend,<br />

dass die meisten institutionellen Strukturen trotz vielfältiger Umweltverän<strong>der</strong>ungen<br />

relativ stabil geblieben sind. Trotz starkem Wachstum,<br />

wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> technischer Umbrüche, tief greifen<strong>der</strong> sozioökonomischer<br />

Umwälzungen und verschiedener ökonomischer und politischer Systemkrisen<br />

haben sich die Regelungsstrukturen vom Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bis in die 80er-Jahre hinein nur geringfügig verän<strong>der</strong>t.<br />

Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert ist die Resistenz gegenüber politischen Umweltverän<strong>der</strong>ungen.<br />

Sieht man von <strong>der</strong> britischen und amerikanischen politischen<br />

Entwicklung ab, die bekanntermaßen über mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg<br />

stabil blieb, lassen sich in den übrigen Län<strong>der</strong>n oft lange Reihen von<br />

Regimetransformationen auflisten. Nur selten ist jedoch einem politischen<br />

Regimewechsel in den sechs untersuchten Län<strong>der</strong>n eine institutionelle<br />

<strong>Transformation</strong> <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong> gefolgt. Zu den wenigen Fällen politisch<br />

motivierter <strong>Transformation</strong>en zählen die Meiji-Restauration (Übernahme<br />

des britischen Modells) und die amerikanische Besatzung in Japan<br />

(Abspaltung von NTT und KDD). Auch in Italien war die Reprivatisierungspolitik<br />

indirekt mit <strong>der</strong> faschistischen Machtübernahme verbunden. In<br />

Deutschland hingegen blieben die institutionellen Strukturen von den verschiedenen<br />

Regimetransformationen letztlich unbeeinflusst.<br />

Auch gegenüber ihren jeweiligen ökonomischen Umwelten konnten sich<br />

die län<strong>der</strong>spezifischen institutionellen Arrangements relativ autonom entwickeln.<br />

Zwar war es bei einigen ökonomischen Krisen zu institutionellen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gekommen. Den vielen Krisen mit institutionellen Umwälzungen<br />

stehen jedoch ebenso viele ökonomische Einbrüche ohne institutionelle<br />

Auswirkungen gegenüber. Im Vergleich zu politischen Umweltverän<strong>der</strong>ungen<br />

war die Wirkung ökonomischer Schocks jedoch größer.<br />

Der ökonomische Verän<strong>der</strong>ungsdruck machte sich meist dann bemerkbar,<br />

wenn die zur Reproduktion notwendigen Ressourcen einer Betreibergesellschaft<br />

o<strong>der</strong> Verwaltung in Gefahr waren. In Italien hatten sowohl die

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