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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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Diffusion, nationale <strong>Transformation</strong>en und globale Konvergenz 263<br />

Strukturelle Handlungsfähigkeit<br />

Unter den hier untersuchten Län<strong>der</strong>n gehört Frankreichs Politikstruktur zur<br />

Kategorie <strong>der</strong> in hohem Maße politisch handlungsfähigen Län<strong>der</strong>. Aus <strong>der</strong><br />

Perspektive amerikanischer Institutionalisten wird es, vereinfacht ausgedrückt,<br />

meist als Kombination eines starken Staates mit einer schwachen<br />

Gesellschaft betrachtet (Hall 1993). <strong>Die</strong>s gilt auch für das sektorale Politiknetzwerk<br />

<strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>spolitik, in dem die Staatsbürokratie in den<br />

vergangenen Jahrzehnten, relativ unabhängig von einer linken o<strong>der</strong> rechten<br />

Regierung, eine äußerst dominante Stellung einnahm. <strong>Die</strong> wichtigsten Merkmale<br />

<strong>der</strong> französischen Politikstruktur sind allseits bekannt. Hierzu gehört<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> starke Staatszentralismus (Einheitsstaat) mit <strong>der</strong> äußerst kompakten<br />

Eliteverwaltung. Hinzu kommt die seit Ende <strong>der</strong> 50er-Jahre installierte<br />

Vermischung von Hybridform des präsidentiellem und parlamentarischem<br />

Regierungssystem, was zu einer ausgeprägten Dominanz <strong>der</strong> Exekutive<br />

über die Legislative führte. Schließlich ist auch die relative Schwäche<br />

gesellschaftlicher Interessen bedeutend, die historisch weit zurückliegende<br />

Ursachen hat. Eine generalisierte Unterstützung erhält dieses System, trotz<br />

starker parteipolitischer Polarisierung, dank kohäsiven politisch-kulturellen<br />

Orientierungen, die sowohl politische Zentralisierung begünstigen als auch<br />

dem Staat selbst eine prominente Rolle im gesellschaftlichen Leben zuschreiben.<br />

Hierzu gehören, wie schon erwähnt, beson<strong>der</strong>s Etatismus und<br />

Merkantilismus als Grundhaltungen <strong>der</strong> französischen Wirtschafts- und Industriepolitik<br />

(Humphreys 1990; Dyson 1991).<br />

Regierung und Verwaltung<br />

Wesentliche Eigenart des politischen Systems Frankreichs ist das Prinzip<br />

des zentralistischen Einheitsstaats, das die Entwicklung Frankreichs seit <strong>der</strong><br />

Zurückdrängung feudaler Partikulargewalten im »ancien régime«, im Gegensatz<br />

zum politisch zersplitterten Deutschland schon seit mehreren Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

prägt. Lokale Entscheidungsinstanzen spielten in <strong>der</strong> französischen<br />

Politik traditionell eine untergeordnete Rolle. Erst mit <strong>der</strong> Dezentralisierungspolitik<br />

<strong>der</strong> sozialistischen Regierung in den frühen 80er-Jahren wurden<br />

begrenzte autonomieför<strong>der</strong>nde Maßnahmen eingeführt, wobei die hierdurch<br />

entstandenen regionalen Entscheidungskompetenzen jedoch vom fö<strong>der</strong>alistischen<br />

Niveau <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinigten Staaten<br />

meilenweit entfernt sind.

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