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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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268 Kapitel 6<br />

schen Parlament weniger Fachwissen akkumuliert ist als in an<strong>der</strong>en Parlamenten<br />

(z.B. in den USA, aber auch in Deutschland, Japan und Italien).<br />

In einer vergleichenden Untersuchung kommt Heidrun Abromeit (1993:<br />

203) zu dem Schluss, dass das französische Parlament <strong>der</strong> Regierung in<br />

praktisch allen Belangen unterlegen sei, diese aber wie<strong>der</strong>um dem Präsidenten<br />

untergeordnet sei, <strong>der</strong> den Premierminister ernenne und entlasse, und<br />

gegen dessen Willen die Regierung keine Entscheidungen treffen könne.<br />

Aus dieser Schwäche des Parlaments ergibt sich eine Konfiguration, in <strong>der</strong><br />

sich trotz des Einbaus präsidentieller Elemente in das parlamentarische<br />

System Präsident und Parlament nicht gegenseitig herausfor<strong>der</strong>n und blockieren<br />

können, wie dies im US-System <strong>der</strong> Fall ist. <strong>Die</strong> politische Macht ist<br />

auf den Präsidenten und »seine Exekutive« konzentriert, während das Parlament<br />

im Wesentlichen nur »ratifikatorische« Funktionen erfüllt. In <strong>der</strong> Tat<br />

werden mehr als 90 Prozent aller Regierungsentwürfe im Parlament verabschiedet.<br />

Aus vergleichen<strong>der</strong> Perspektive wird das französische Parlament<br />

deshalb als »Arena-Legislative« − im Unterschied zur »transformativen Legislative«<br />

− eingestuft (Polsby 1990). Unterstützend für eine <strong>der</strong>artige<br />

Machtkonzentration wirkte lange Zeit, dass sich <strong>der</strong> jeweilige Präsident und<br />

seine Partei auf kongruente Parlamentsmehrheiten stützen konnte. Doch<br />

selbst in den Phasen <strong>der</strong> Inkongruenz (»cohabitation«) zwischen 1986 und<br />

1988 und seit 1993 hatte dies zu keiner Machtparalyse geführt.<br />

Im Unterschied zu Großbritannien schließt die französische Exekutivdominanz<br />

auch die Kontrolle <strong>der</strong> (Regierungs-)Parteien mit ein. Vor 1958 war<br />

dies noch an<strong>der</strong>s, bevor die Verfassung <strong>der</strong> Fünften Republik mit Mehrheitswahlrecht<br />

und Präsidentialismus dem »régime des partis« ein Ende<br />

machte. In <strong>der</strong> Folge hatte sich das ursprüngliche Vielparteiensystem in ein<br />

polarisiertes Mehrparteiensystem verwandelt, in dem die Linke von <strong>der</strong><br />

Parti Socialiste (PS) und <strong>der</strong> Parti Communiste Français (PCF) und die<br />

Rechte von <strong>der</strong> neogaullistischen Rassemblement pour la République (RPR)<br />

und <strong>der</strong> giscardistischen Union pour la Démocratie Française (UDF) gebildet<br />

werden, die in <strong>der</strong> hier relevanten Periode einan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regierung<br />

abwechselten. Was die Rolle <strong>der</strong> Parteien betrifft, so sind die französischen<br />

Parteien organisatorisch außerordentlich schwach und zeitlich instabiler als<br />

in den übrigen Län<strong>der</strong>n. Hinzu kommt, dass sie sowohl in <strong>der</strong> Verfassung<br />

als auch in <strong>der</strong> allgemeinen politischen Kultur nur über eingeschränkte Legitimität<br />

verfügen, an <strong>der</strong> politischen Willensbildung mitzuwirken (Kimmel<br />

1991). Französische Parteien sind, mit Ausnahme <strong>der</strong> kommunistischen<br />

Partei, vorwiegend Wahlvereine. Insofern ist es auch wenig sinnvoll, das

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