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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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156 Kapitel 4<br />

Haben die Monopolisierungskräfte sich weitgehend durchgesetzt, wirken im<br />

Monopolzustand nur sehr schwache Kräfte auf die Konkurrenzsituation zurück<br />

(beispielsweise Neueintritt von Wettbewerbern; Substitutionskonkurrenz,<br />

politische Reanimation des Wettbewerbs). Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

im Privatmonopol zu verharren, o<strong>der</strong> diesen Zustand in Richtung<br />

Staatsmonopol zu verlassen. Auf Grund <strong>der</strong> erwähnten politischen<br />

Kräfte dürfte die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Verstaatlichung durch die negativen<br />

Externalitäten und den damit verbundenen gesellschaftlichen Akzeptanzproblemen<br />

höher sein als ein privatmonopolistisches Gleichgewicht.<br />

Wird das Privatmonopol nun aber in ein Staatsmonopol transformiert,<br />

sind die Korrekturmechanismen, die Konkurrenz aus eigener Kraft herstellen<br />

könnten, in <strong>der</strong> Regel noch schwächer als im Privatmonopol, da <strong>der</strong> Ausschluss<br />

möglicher Wettbewerber meist »robuster« abgesichert ist (tiefere institutionelle<br />

Verankerung!) als im Privatmonopol. Meist ist <strong>der</strong> Ausschluss<br />

bei öffentlichen Monopolen gesetzlich verankert und sehr exklusiv formuliert.<br />

Ein Markteintritt würde daher zunächst eine Gesetzesän<strong>der</strong>ung voraussetzen.<br />

Profitieren zudem die Regierung und an<strong>der</strong>e Teile des politischen Systems<br />

(die Bürokratie und bestimmte Interessengruppen) ebenfalls vom Staatsmonopol,<br />

werden »vested interests« geschaffen, durch welche die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Rückkehr zu Wettbewerbsstrukturen noch weiter gesenkt<br />

wird. Haben sie einmal staatsbürokratische Interessen an diesem Monopol<br />

gebildet, so wird dieser institutionelle Zustand gewissermaßen »unentrinnbar«<br />

– einem stählernen Gehäuse gleich −, wie Max Weber (1980: 834–835)<br />

dies am Anfang des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts so düster beschrieb.<br />

Insgesamt bedeutet dies, dass es wahrscheinlicher ist, vom Zustand <strong>der</strong><br />

Konkurrenz in eine Monopolsituation und vom Privatmonopol zum öffentlichen<br />

Monopol zu gelangen, als von diesen Zuständen zum Wettbewerb zurückzukehren.<br />

Aus dieser Perspektive scheint es also leichter, ein Telefonsystem<br />

zu verstaatlichen, als es zu privatisieren.<br />

Hierfür gibt es neben <strong>der</strong> schon erwähnten robusteren institutionellen Befestigung<br />

und den Eigeninteressen <strong>der</strong> Staatsbürokratie noch eine Reihe<br />

weiterer Gründe. Direkt einsichtig ist, dass es leichter ist, Arbeiter und Angestellte<br />

zu unkündbaren Beamten zu machen, als umgekehrt. Darüber hinaus<br />

haben empirische Analysen gezeigt, dass die Beschäftigten im öffentlichen<br />

Sektor generell besser gewerkschaftlich organisiert sind als im Privatsektor<br />

(Visser 1986; Ebbinghaus/Visser 2000) und ihre Errungenschaften damit<br />

besser verteidigen können. <strong>Die</strong>s hat hauptsächlich historische Ursachen, auf<br />

die hier nicht eingegangen werden kann. Vollkommen unwahrscheinlich er-

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