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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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20 Kapitel 1<br />

nehmend auch in Entwicklungslän<strong>der</strong>n eine Neubestimmung dieser traditionellen<br />

Rolle zu beobachten. Nicht nur im Bereich <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>,<br />

gewissermaßen das Rückgrat »wissensbasierter Infrastrukturen« (Willke<br />

1997), ist diese <strong>Transformation</strong> am deutlichsten zu beobachten. Auch in den<br />

Bereichen Energie, Transport, Entsorgung usw., lässt sich gegenwärtig eine<br />

Neubesinnung <strong>der</strong> Staatsrolle ausmachen.<br />

Der Staat befindet sich auf schleichendem Rückzug aus den Infrastruktursektoren.<br />

Eine paradoxe Facette dieser Entwicklung scheint zu sein, dass<br />

diese Redefinition und Redimensionierung des staatlichen Eingreifens in<br />

diesem Bereich offenbar nicht von einem viel grundlegen<strong>der</strong>en Trend beeinträchtigt<br />

wird, nämlich dem Trend zur zunehmenden Durchdringung mo<strong>der</strong>ner<br />

Gesellschaften von großtechnischen Infrastruktursystemen.<br />

In komplexen, funktional hochgradig differenzierten Gesellschaften ist ein<br />

wachsen<strong>der</strong> Teil gesellschaftlicher Aktivität unmittelbar abhängig vom reibungslosen<br />

Funktionieren infrastruktureller Unterstützungssysteme (Mayntz<br />

1988). Ohne Elektrizität läuft sprichwörtlich nichts mehr und ohne Transportmittel<br />

ist jegliche Arbeitsteilung, jeglicher Tausch undenkbar. Paradox<br />

ist nun, dass trotz zunehmen<strong>der</strong> Kritizität von Infrastrukturleistungen für die<br />

Funktionsfähigkeit mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften die staatliche Kontrolle über<br />

diese Sektoren tendenziell abnimmt. Trotz <strong>der</strong> Bedeutung öffentlicher Infrastrukturen<br />

für globalen Wettbewerb und die internationale Positionierung<br />

des »Wettbewerbsstaates« (Cerny 1997; Streeck 1998) wird die Steuerung<br />

dieser Sektoren zunehmend aus <strong>der</strong> »sichtbaren Hand« des Staates in die<br />

»unsichtbare Hand« des Marktes verlegt. In diesem Kampf zwischen Markt<br />

und Staat hat Letzterer offenbar den Rückzug angetreten, wie Daniel Yergin<br />

und Joseph Stansilaw (1999) eindrucksvoll beschreiben.<br />

Eines <strong>der</strong> deutlichsten Beispiele für diesen komplexen <strong>Transformation</strong>sprozess<br />

ist <strong>der</strong> Umbruch im <strong>Telekommunikation</strong>ssektor während <strong>der</strong> vergangenen<br />

zehn bis fünfzehn Jahre. Nationale Deregulierungs-, Liberalisierungs-<br />

und Privatisierungsmaßnahmen in verschiedenen Län<strong>der</strong>n haben eine<br />

globale Dynamik ausgelöst, die <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Nationalstaaten wie auch<br />

supranationalen Organisationen zunehmend entgleitet. Weltweite Marktöffnungen<br />

haben globale <strong>Transformation</strong>sprozesse ermöglicht, <strong>der</strong>en Ende<br />

noch nicht abzusehen ist. Angesichts <strong>der</strong> Intensität des Wettbewerbs und des<br />

hohen Globalisierungstempos in diesem Sektor ist nur noch schwer vorstellbar,<br />

dass in fast allen Län<strong>der</strong>n bis vor zwei Jahrzehnten noch national abgeschottete,<br />

staatlich verwaltete und weitgehend kartellierte Industriestrukturen<br />

vorherrschten. <strong>Die</strong>sen fundamentalen Wandel zu verstehen, ist das<br />

Hauptanliegen dieser Arbeit. Hierzu wurde ein historisches und komparati-

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