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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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140 Kapitel 4<br />

ren es diese Optimierungsüberlegungen zwischen Produktionseffizienz und<br />

Abhängigkeitsrisiko, welche die deutsche Telegrafenverwaltung dazu motivierten,<br />

ihre ersten Großkabelaufträge während den 70er-Jahren des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts nicht nur an den damals größten deutschen Kabelhersteller<br />

Felten & Guillaume, son<strong>der</strong>n gleichzeitig auch an die aufstrebende Firma<br />

Siemens zu vergeben, die hierzu auf deutschem Boden erst ein neues Kabelwerk<br />

errichten musste. Endgültig etabliert und überdies formal-rechtlich<br />

abgesichert wurde die quasi-vertikale Integration beim Übergang zur kapitalintensiven<br />

Automatisierungstechnik kurz vor und nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

Trotz <strong>der</strong> skizzierten Vorteile hatte das quasi-vertikale Arrangement jedoch<br />

gravierende Nachteile gegenüber <strong>der</strong> vollkommenen Integration. Als<br />

Monopsonist war <strong>der</strong> Betreiber zwar theoretisch in <strong>der</strong> Lage, die Produktspezifikationen<br />

einseitig festzulegen. Indem er selbst aber keine eigene Kontrolle<br />

über den Produktionsprozess und vor allem über die jeweils vorgeschalteten<br />

Forschungs- und Entwicklungsprozesse ausübte, war er letztlich<br />

den Vorgaben <strong>der</strong> Produzenten ausgeliefert. In einer <strong>der</strong>artigen Konstellation<br />

entwickelte sich eine Informationsasymmetrie, in welcher <strong>der</strong> Betreiber<br />

die wirklichen Kosten und Entwicklungspotentiale nicht beurteilen konnte,<br />

und die Zulieferfirmen Anreize dafür besaßen, ihre vorteilhafte Position<br />

zum Nachteil des Betreibers auszunutzen.<br />

In einer solchen Konstellation ist <strong>der</strong> Betreiber nicht mehr in <strong>der</strong> Lage zu<br />

beurteilen, ob die von den Produzenten angebotene Technik wirklich die effizienteste<br />

Problemlösung darstellt. Produzenten neigen dazu, wie dies beson<strong>der</strong>s<br />

aus dem militärischen Beschaffungswesen bekannt ist, unter solchen<br />

Umständen häufig zu »gold plating« und »over-engineering«. Manchmal<br />

werden den staatlichen Nachfragern sogar technologische Ladenhüter<br />

o<strong>der</strong> »Weiße Elefanten« angedreht. Mit wachsen<strong>der</strong> technologischer Komplexität<br />

wurde dieses Dilemma prekärer. Um solche Asymmetrien zumindest<br />

ansatzweise abzubauen, entwickelten die staatlichen Betreiber mindestens<br />

zwei Typen von Problemlösungen:<br />

1. die Einrichtung gemeinsamer technischer Gremien, in denen die technisch-wissenschaftliche<br />

Entwicklung kontinuierlich diskutiert und unabhängige<br />

Fachleute herangezogen und mit <strong>der</strong> Expertise <strong>der</strong> Produzenten<br />

konfrontiert werden konnten;<br />

2. den Aufbau eigener F&E-Kapazitäten durch die staatlichen Betreiber,<br />

beziehungsweise Forschungskooperationen, in welche sowohl die Betreiber<br />

als auch die Hersteller eingebunden waren.

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