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Die Transformation der Telekommunikation: Vom ... - MPIfG

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202 Kapitel 6<br />

nische Regierung nicht tatenlos zusehen konnte (Tabelle 6-1). Nach <strong>der</strong> Ölkrise<br />

erhöhte sich das amerikanische Handelsdefizit mit Japan rapide von 26<br />

Millionen Dollar 1976 auf mehr als 76 Millionen Dollar im Jahr 1979. <strong>Die</strong><br />

US-Importe im <strong>Telekommunikation</strong>sbereich kamen 1977 zu 33 Prozent aus<br />

Japan und nur zu 4 Prozent aus Frankreich, Deutschland, Schweden und Italien<br />

zusammen.<br />

Um die Handlungen <strong>der</strong> US-Regierung zu verstehen, muss man den institutionellen<br />

Kontext kennen. Hierbei ist wichtig, dass die amerikanische<br />

Außenhandelspolitik stark durch den US-Kongress kontrolliert wird. <strong>Die</strong>s<br />

gilt beson<strong>der</strong>s für die US-Verhandlungen im GATT, für welche <strong>der</strong> Kongress<br />

jeweils Befristungen setzt (vgl. die verschiedenen Handelsgesetze<br />

Trade Act 1974; Trade and Tariff Act [TTA] 1984 und Omnibus Trade and<br />

Competitiveness Act [OCTA] 1988). Der TTA institutionalisierte unter an<strong>der</strong>em<br />

einen jährlichen Bericht des Handelsbeauftragten über ausländische<br />

Handelspraktiken, in denen Japan und die EU regelmäßig an den Pranger<br />

gestellt werden. Hinzu kommt, dass bestimmte Unternehmensgruppen und<br />

Gewerkschaften im Kongress eine starke Durchschlagskraft besitzen. Ein<br />

Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Einsatz von Ford und <strong>der</strong> Automobilgewerkschaft für<br />

Importrestriktionen (Koopmann 1989). Ähnliche Konstellationen existierten<br />

in <strong>der</strong> Elektroindustrie, in <strong>der</strong> Unternehmer und Gewerkschaften über die<br />

Demokraten Druck auf das Handelsministerium ausübten, die Japaner zu<br />

Öffnungen im <strong>Telekommunikation</strong>sbereich zu bewegen (Curran 1982).<br />

Auf Grund wachsen<strong>der</strong>, vorwiegend über den US-Kongress wirken<strong>der</strong><br />

innenpolitischer Pressionen sah sich das amerikanische Handelsministerium<br />

veranlasst, verstärkten Druck auf Japan auszuüben, Exporte in Sektoren, in<br />

denen die amerikanische Industrie relativ schwach war, einzuschränken (zum<br />

Beispiel Automobilindustrie) und Inlandsmärkte für Produkte, in denen die<br />

amerikanische Industrie wettbewerbsfähig war, zu öffnen. Zum letztgenannten<br />

Bereich gehörte <strong>der</strong> <strong>Telekommunikation</strong>ssektor. Um diese Ziele zu erreichen,<br />

wurden sowohl bilaterale als auch multilaterale Formen <strong>der</strong> Wirtschaftsdiplomatie<br />

eingesetzt. Zu beliebten bilateralen Druckmitteln gehört<br />

beispielsweise die Androhung von quotenmäßigen o<strong>der</strong> tariflichen Importrestriktionen<br />

(etwa Strafzölle auf »subventionierte« Molkerei- o<strong>der</strong> Stahlprodukte<br />

<strong>der</strong> EG). Beispielsweise stellte die amerikanische Stahlindustrie im<br />

Handelsministerium im Jahre 1982 während eines Monats mehr als hun<strong>der</strong>t<br />

Anträge auf eine Verhängung von Strafzöllen (Koopmann 1989). Zunächst<br />

nutzten die Amerikaner multilaterale Kanäle über die OECD und die GATT.<br />

Beide Organisationen hatten sich in <strong>der</strong> Nachkriegszeit als wichtigste Foren<br />

<strong>der</strong> Handelsliberalisierung herausgebildet. Auf beiden Ebenen wurden reine

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